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Mnemonik, Mnemotechnik

Mnemonik oder Mnemotechnik (gr. mnêmonikos = das Gedächtnis betreffend v. mnêmê = Gedächtnis u. technê = Kunst) nennt man die Kunst, durch gewisse Mittel das Gedächtnis zu besonderen Leistungen zu bringen. Sie beruht auf den Gesetzen der Ideenassoziation und Apperzeption. Die Geschichte dieser anamnestischen Kunst hat drei Perioden. Die erste Periode ist die des Altertums. Als Erfinder der Mnemonik wird Simonides (558-468) genannt (Quintil. Instit. or. 11, 2, 11); doch die Ägypter kannten sie schon vorher; die Sophisten trieben sie eifrig, während Platon und Xenophon sie verachteten. Aristoteles dagegen schätzte sie wieder. Cicero und Quintilianus bandeln von ihr, empfehlen aber mehr eifriges Denken, Lesen und Schreiben. Die zweite Periode der Anamnestik ist die Renaissancezeit, in der sich fast alle bedeutenden Köpfe emsig damit beschäftigten, besonders Celtes, Bruno und Mirandola. Aretin zählt im 15. Jahrh. mehr als 50 Autoren der Mnemotechnik auf. Die dritte Periode, die neuere Zeit, urteilt wiederum durchschnittlich geringschätzig über die Mnemotechnik. Mögen selbst einzelne staunenswerte Leistungen durch Mnemonik erzielt werden, so hat sie doch für Schule, Wissenschaft und Leben keine Bedeutung, da sie zu sehr die blinde Ideenassoziation, zu wenig den Verstand in Anspruch nimmt. Die beste Art zu lernen ist das judiziöse Memorieren (s. d.). Vgl. Gedächtnis, Erinnerung, Einbildung, Phantasie. Vgl. Aretin, Mnemonik. 1810. H. Kothe, Lehrbuch der Mnemonik. 1852. Derselbe, Katechismus der Gedächtniskunst. 6. Aufl. Leipzig 1887.