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Melancholie

Melancholie (gr. melancholia v. melas = schwarz u. cholê = Galle) heißt die Seelenkrankheit (Psychose), welche in dem Hange, sich traurigen Vorstellungen hinzugeben, besteht. Sie entsteht meist allmählich. Der Schlaf wird unruhig, die Träume werden unangenehm, der Appetit wird schlecht, die Arbeitslust erlahmt. Der Mensch fühlt eine allgemeine Depression seines Ichs, ohne daß er die Kraft hätte, sie abzuschütteln. Befürchtungen, Versündigungs- und Verfolgungsideen tauchen auf. Schwäche und Schweigsamkeit, Hoffnungslosigkeit sind die Kennzeichen des Melancholikers. Zuweilen treten auch Angst- und Tobsuchtsanfälle auf. Die Erkennung der Umgebung pflegt aber meist nicht wesentlich getrübt zu sein. – Ursachen der Melancholie sind entweder wirkliches oder eingebildetes Unglück, fixe Ideen (über Gott, Ehrgeiz, Liebe) oder körperliche Störungen in der Verdauung und Blutbereitung. Namentlich ist die Melancholie die Psychose der ersten Rückbildungsstufe. Sie tritt daher oft bei Frauen in den Wechseljahren ein. Nachdem das Leiden seinen Höhepunkt erreicht hat, tritt entweder allmähliche Genesung oder dauernde Verblödung ein. Vgl. Hellpach, Die Grenzwiss. d. Psychologie. Leipzig 1902, S. 384 f. v. Krafft- Ebing, Die Melancholie. 1874. J. L. A. Koch, Psychiatrische Winke für Laien. 1880. J. Weiß, Kompendium d. Psychiatrie. 1881.