Prinzipien der Philosophie


Was mich aber bei dieser Methode am meisten befriedigte, war die Gewißheit, die ich durch sie erhielt, meine Vernunft in allen Stücken, wenn nicht vollkommen, so doch nach bestem Vermögen zu brauchen; dann, dass ich in ihrer Übung fühlte, wie sich mein Geist immer mehr daran gewöhnte, jene Objekte reiner und bestimmter (plus nettement et plus distinctement) zu begreifen; und dass ich bei ihrer Unabhängigkeit von jeder besonderen Materie die Aussicht hatte, sie auf die Probleme der anderen Wissenschaften mit demselben Erfolg wie auf die der Algebra anzuwenden. Nicht dass ich zu diesem Zweck alle vorhandenen Wissenschaften sogleich zu prüfen unternommen hätte, denn dies wäre ja selbst der methodischen Ordnung zuwider gewesen; sondern ich hatte bemerkt, dass ihre Prinzipien alle von der Philosophie, in der ich noch keine sicheren Prinzipien fand, entlehnt sein mußten. So meinte ich, müßte ich vor allem den Versuch machen, die Prinzipien der Philosophie festzustellen, und da dieses die bedeutendste Sache der Welt wäre, wobei Übereilung und Vorurteil am meisten zu fürchten, so müßte ich, um damit zustande zu kommen, ein viel reiferes Alter erreicht haben als die dreiundzwanzig Jahre, die ich damals zählte. Ich müßte zuvor noch viel Zeit auf meine Vorbereitung verwenden, aus meinem Geist alle schlechten Vorurteile bis auf die Wurzel vertilgen, eine Menge von Erfahrungen sammeln als Stoff für späteres Denken, und mich fortwährend in der Methode, die ich mir vorgezeichnet hatte, üben, um mich mehr und mehr darin zu befestigen.


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