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Gott, Substanz, Attribute


An der Spitze der systematischen Philosophie Descartess (seiner Metaphysik und Naturphilosophie) steht der Begriff Gottes, den Descartes im Sinne des Theismus auffaßt. Gott ist ewig, allmächtig, allwissend usw., er ist Geist, eine allgegenwärtige Substanz und ist nur durch die Vernunft erfaßbar (mit dem Kirchenglauben sucht Descartes möglichst in Übereinstimmung zu bleiben, wie er auch - wenigstens nach außen hin - die Kopernikanische Theorie ablehnt). Daß Gott existiert, gellt aus der uns eingeborenen Idee vom göttlichen Unendlichen hervor, die als Unendlichkeitsidee nicht von uns endlichen Wesen erzeugt sein kann (vgl. schon Campanella). Die in der Gottesidee enthaltene »objektive« (d.h. vorgestellte) Realität weist, da sie die Realität alles Endlichen überragt, auf Gott selbst als Urheber der Idee hin. Ich selbst könnte ohne Gott nicht existieren, da ich mich nicht selbst erzeugt habe und die Reihe meiner Erzeuger schließlich zu einer letzten Ursache führt, die alles im Dasein enthält. Außerdem bedient sich Descartes des ontologischen Gottesbeweises, wonach im Begriffe Gottes als des vollkommensten Wesens auch die Existenz, das notwendige Sein liegt, welches von Gott untrennbar ist (Princip. philos. I, 14). Nur Gott ist im strengsten Sinne des Wortes Substanz, die endlichen Dinge sind, als von Gott geschaffen und in ihrem Sein abhängig, nur relative Substanzen (Ausgangspunkt Spinozas). Substanz ist das Selbständige, in seinem Sein Unabhängige, für sich Bestehende. »Per substantiam nihil aliud intelligere possumus, quam rem quae nulla plane re indigeat ad existendum. Et quidem substantia quae nulla plane re indigeat, unica tantum potest intelligi, nempe Deus.« Die endlichen Substanzen existieren nur durch den »concursus Dei« (Princ. philos. l, 51), durch göttliche Assistenz. Erschlossen wird die Substanz aus ihren Attributen, ihren konstanten Eigenschaften, wie Ausdehnung und Denken. Bestimmtheiten der Attribute sind die wechselnden Modi, wie Figur, Empfindung usw. Es gibt zwei Arten von Substanzen: Geist und Körper (Dualismus), die einander schroff gegenüberstehen und völlig verschiedene Eigenschaften haben. (»Substantia corporea« - »substantia cogitans«, »mens«). Der Unterschied zwischen Körper und Geist ist ein evidenter, klarer und deutlicher und daher realer. »Itemque ex hoc solo, quod unusqiusque intelligat se esse rem cogitantem et possit cogitatione excludere a se ipso omnem aliam substantiam, tam cogitantem quam extensam, certum est unumquemque sic spectatum, ab omni alia substantia cogitante atque ab omni substantia corporea realiter distingui« (Princ. philos. I, 60).


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Seite zuletzt aktualisiert: 10.12.2006