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Körper, Raum, Leben


Die körperliche Substanz wird von Descartes rein geometrisch bestimmt. Sie ist das räumlich Ausgedehnte, der konkrete Rauminhalt, ohne innere Qualitäten und Kräfte. Die Körper werden nicht eigentlich durch die Sinne erfaßt, sondern ihrem Wesen, ihrem konstanten Eigensein nach durch das Denken (Urteil) bestimmt (Meditationes). Die Körper sind nichts als erfüllter Raum, daher auch ins Unendliche teilbar, wenn sie auch aus »Korpuskeln« bestehen, die eben nicht mit den Atomen zu verwechseln sind. In allen Körpern ist ein und derselbe Stoff, der ausgedehnt und beweglich ist; von den Bewegungen der Körper hängen alle Veränderungen ab. Alle Bewegung ist Ortsbewegung, die von Natur gradlinig ist und keines leeren Raumes bedarf. Wie die Materie, ist auch die Bewegung konstant, stets von gleicher Menge (Bewegungsgröße: mv), weil Gott sie in bestimmter Größe geschaffen hat und sie unveränderlich erhält. Der Raum ist die dreidimensionale Ausdehnung und von der körperlichen Ausdehnung nur in der Abstraktion unterschieden. Einen absolut leeren Raum gibt es nicht. Raum und Materie sind unbegrenzt (indefinit). Die Zeit, die ein Modus des Bewußtseins ist, ist das Maß der Bewegung, die Dauer derselben. Aus einem chaotischen Zustaude sind durch Wirbelbewegungen die Weltkörper entstanden. Abgesehen von der Schöpfung geht in der Natur alles streng mechanisch (durch Druck und Stoß) zu, ohne Eingreifen von Zweckursachen, die nichts erklären (Princ. philos. III, 3).

Auch das organische Leben wird von Descartes mechanistisch erklärt. Es gibt keine Lebenskraft, ebensowenig ist das Leben eine Wirkung der Seele (gegen Aristoteles und die Scholastik). Es gibt keine Pflanzen- und keine Tierseelen, in allen Organismen ist das Leben rein physisch bedingt, ein Produkt von Bewegungen. Descartes geht so weit, daß er den Tieren alles Bewußtsein (auch Schmerz u, dgl.) abspricht, sie sind reine Automaten (»credere debemus, omnes motus vitales, qui non pendent a cogitatione, esse solius corporis«, Pass. anim. I, 4). So ist Descartes Vertreter einer mechanistischen Biologie, die leicht (so bei Lamettrie) materialistisch weitergebildet worden konnte.


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Seite zuletzt aktualisiert: 10.12.2006