Verfassung der Provinz Flandern


Die Einwohner haben das Schloß demoliert, weil es nicht länger haltbar war; dagegen erfreute uns der Anblick vieler neuen Häuser, die bereits überall aus den Ruinen hoch emporstiegen und vom Reichtum der hiesigen Bürgerschaft ein gutes Vorurteil bei uns erweckten. Ich weiß nicht, war es diese zufällige Szene der Geschäftigkeit, oder lag es vielmehr wirklich im Charakter der Flamen, dass wir uns gleich auf den ersten Blick einen günstigeren Begriff von ihnen als von ihren Brabantischen Nachbarn abstrahierten. So viel ist wenigstens gewiß, dass diese Provinz, ob sie gleich weit später als Brabant gegen die Bedrückungen der Regierung reklamierte, dennoch früher und mit mehr Entschlossenheit zu entscheidenden Maßregeln griff; dass sie zuerst sich zu Gunsten des Comité von Breda und der Unabhängigkeit öffentlich erklärte, bei der Errichtung der freiwilligen Corps den größten Eifer bewies und an der völligen Vertreibung der Österreichischen Armee den stärksten Anteil hatte. Eine Spur von Seelenadel konnte wirklich den Flamen ihre freiere Verfassung aufbewahrt haben. In der Versammlung ihrer Stände sind der Geistlichkeit zwei, dem Adel zwei, den Städten drei, und dem platten Lande ebenfalls drei Stimmen zugeteilt; dergestalt, dass der dritte Stand allemal sicher auf die Mehrheit rechnen kann, sobald es ihm ein Ernst ist, sich dem aristokratischen Einfluß zu entziehen. Die Wiederherstellung des Adels, als eines votierenden Standes, in der Staatenversammlung, ist ein Werk der Revolution. Seit dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts hatte der flämische Adel Sitz und Stimme verloren, weil er eine Zeitlang die ganze Macht der Stände usurpiert hatte. Da es ihm nicht gelungen war, unter der Österreichischen Regierung seine Rechte wieder zu erlangen, so hatte er sich auf einem andern Wege zu behaupten und sein Interesse dadurch zu sichern gesucht, dass er so viele seiner Mitglieder als nur möglich war, zu Deputierten der größeren und kleineren Städte wählen ließ. Diese Einrichtung dauert noch fort, und erklärt die eifrige Teilnahme der Staaten von Flandern an der in Brabant gegen die demokratische Partei so glücklich ausgeführten Verfolgung.

Das Volk und die Bürger murren indessen über die Gefangensetzung des Generals van der Mersch, und fordern laut von ihren Ständen, dass sie sich seiner gegen den Kongreß annehmen sollen.




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Seite zuletzt aktualisiert: 18.11.2007 
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