27. Die Unüberwindlichkeit dieses Nichtseienden. Was ist ein Bild?


Fremder: [239b] Was soll man nun schon von mir sagen? Denn schon von lange her und auch jetzt fände man mich überwunden in der Widerlegung des Nichtseienden. Daher laß uns nicht länger an meiner Rede, wie ich auch schon sagte, den richtigen Ausdruck suchen über das Nichtseiende: sondern komm, an dir wollen wir ihn nun betrachten!

Theaitetos: Wie meinst du?

Fremder: Komm her, und wacker, wie Jünglinge sind, strenge dich an, was du kannst, und versuche, ohne weder Sein noch Einheit noch Mehrheit der Zahl dem Nichtseienden beizulegen, nach der richtigen Regel etwas davon auszusagen!

Theaitetos: [c] Gar große und ungereimte Dreistigkeit müßte mich führen zu dieser Unternehmung, wenn ich, wissend, wie es dir damit ergangen ist, sie selbst unternähme!

Fremder: Willst du also, so wollen wir dich und mich gehn lassen; aber bis wir auf einen treffen, der dieses leisten kann, bis dahin wollen wir gestehen, dass höchst listigerweise der Sophist in einen höchst schwierigen Ort entschlüpft ist.

Theaitetos: Das zeigt sich gar sehr.

Fremder: Also wenn wir behaupten, er besitze eine trugbildnerische Kunst: [d] so wird er uns gar leicht bei diesem Gebrauch der Worte fassen und die Rede zum Gegenteil herumdrehen, indem er uns fragt, wenn wir ihn einen Bildmacher nennen, was wir denn überall unter einem Bilde meinen. Wir müssen also zusehn, o Theaitetos, was man wohl dem jungen Manne auf die Frage antworten soll.

Theaitetos: Offenbar werden wir ihm anführen die Bilder im Wasser und in den Spiegeln, und dann die gemalten und die geformten und was für andere es noch gibt.


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