25. Das in keiner Weise Seiende bezeichnet nicht irgend etwas, und wer es ausspricht, sagt nichts


Fremder: Das soll geschehen. Sage mir also: Das auf keine Weise Seiende, das unterstehen wir uns ja doch irgend auszusprechen?

Theaitetos: Warum denn nicht?

Fremder: Nicht meine ich Streitens wegen oder zum Scherz, [237c] sondern wenn einer von den Zuhörern ernsthaft überlegend zeigen sollte, wo man dieses Wort »das Nichtseiende« anzubringen hat, glauben wir, dass er selbst wissen würde, wozu und wobei er es zu gebrauchen habe, und es dem Fragenden würde zeigen können?

Theaitetos: Schweres fragst du, und was, geradeheraus gesagt, für einen wie mich ganz und gar unbeantwortlich ist.

Fremder: So viel also ist doch gewiß, dass irgend einem Seienden das Nichtseiende nicht kann beigelegt werden.

Theaitetos: Wie ginge das wohl!

Fremder: Wenn also nicht dem Seienden, würde es auch, wer es dem Etwas beilegte, nicht richtig beilegen.

Theaitetos: Wie das?

Fremder: [d] Das ist uns doch auch deutlich, dass wir dieses Wort »Etwas« jedesmal von einem Seienden sagen. Denn allein es zu sagen, gleichsam nackt und von allem Seienden entblößt, ist unmöglich. Nicht wahr?

Theaitetos: Unmöglich.

Fremder: Und gibst du wohl mit Hinsicht hierauf zu, daß, wer »Etwas« sagt, wenigstens ein Eins sagt?

Theaitetos: Gewiß.

Fremder: Denn das »Etwas«, wirst du sagen, ist das Zeichen für Eines, das »ein Paar« für die Zweiheit, das »Einige« dagegen für viele.

Theaitetos: So ist es.

Fremder: [e] Wer daher nicht einmal Etwas sagt, muß ganz notwendig, wie es scheint, ganz und gar nichts sagen.

Theaitetos: Ganz notwendig freilich.

Fremder: Dürfen wir nun etwa auch das nicht einmal zugeben, dass ein solcher zwar rede, er sage aber eben nichts, sondern müßten sogar leugnen, dass der überhaupt rede, der sich unterfängt, das Nichtseiende auszusprechen?

Theaitetos: Dann hätte doch alle Not mit dieser Sache ein Ende.


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