
24. Die Schwierigkeit der Bestimmung des Scheins und des Falschen und ihr Zusammenhang mit dem Satz des Parmenides vom Nichtsein des Nichtseienden
Fremder: In Wahrheit, du Guter, wir befinden uns in einer höchst schwierigen Untersuchung. [236e] Denn dieses Erscheinen und Scheinen, ohne zu sein, und dies Sagen zwar, aber nicht Wahres sagen, alles dies ist immer voll Bedenklichkeiten gewesen schon ehedem und auch jetzt. Denn auf welche Weise man sagen soll, es gebe wirklich ein falsch Reden oder Meinen, ohne doch schon, indem man es nur ausspricht, auf alle Weise in Widersprüchen befangen zu sein, dies, o Theaitetos, ist schwer zu begreifen. [237a]
Theaitetos: Wieso?
Fremder: Fremder: Diese Rede untersteht sich ja vorauszusetzen, das Nichtseiende sei. Denn sonst gäbe es auf keine Weise Falsches wirklich. Parmenides der Große aber, o Sohn, hat uns als Kindern von Anfang an und bis zu Ende dieses eingeschärft, indem er immer in Prosa sowohl als in seinen Gedichten so sprach:
Nimmer vermochtest du ja zu verstehn, sagt er, Nichtseiendes seie,
Sondern von solcherlei Weg halt fern die erforschende Seele.
So wird es von ihm bezeugt, [b] vor allem aber muß es gewiß die Rede selbst zeigen bei gehöriger Prüfung. Dies also laß uns zuerst betrachten, wenn es dir nichts verschlägt.
Theaitetos: Mir, glaube nur, sei alles genehm, wie du willst, und wie die Rede sich am besten durchführen läßt, so gehe du bei der Untersuchung, und führe auch mich desselben Weges.