1. Gott als der Schöpfer und Herr der Welt


Zu ihrem allgemeinsten Inhalt hat diese Poesie Gott, als Herrn der ihm dienenden Welt, nicht dem Äußerlichen inkarniert, sondern aus dem Weltdasein zu der einsamen Einheit sich zurückgezogen. Dasjenige, was in dem eigentlich Symbolischen noch in Eins gebunden war, zerfällt deshalb hier in die beiden Seiten des abstrakten Fürsichseins Gottes und des konkreten Daseins der Welt.

a) Gott selbst als dieses reine Fürsichsein der einen Substanz ist in sich ohne Gestalt und in dieser Abstraktion genommen der Anschauung nicht näherzubringen. Was daher die Phantasie auf dieser Stufe er- greifen kann, ist nicht der göttliche Inhalt seiner reinen Wesenheit nach, da derselbe es verbietet, in einer ihm angemessenen Gestalt von der Kunst dargestellt zu werden. Der einzige Inhalt, der übrigbleibt, ist des- halb die Beziehung Gottes zu der von ihm erschaffenen Welt.

b) Gott ist der Schöpfer des Universums. Dies ist der reinste Ausdruck der Erhabenheit selber. Zum erstenmal verschwinden jetzt nämlich die Vorstellungen des Zeugens und bloßen natürlichen Hervorgehens der Dinge aus Gott und machen dem Gedanken des Schaffens aus geistiger Macht und Tätigkeit Platz. »Gott sprach: es werde Licht! Und es ward Licht«, führt schon Longin als ein allerdings schlagendes Beispiel der Erhabenheit an. Der Herr, die eine Substanz, geht zwar zur Äußerung fort, aber die Art der Hervorbringung ist die reinste, selbst körperlose, ätherische Äußerung: das Wort, die Äußerung des Gedankens als der idealen Macht, mit deren Befehl des Daseins nun auch das Daseiende wirklich in stummem Gehorsam unmittelbar gesetzt ist.

c) In die geschaffene Welt jedoch geht Gott nicht etwa als in seine Realität über, sondern bleibt dagegen zurückgezogen in sich, ohne daß mit diesem Gegenüber ein fester Dualismus begründet sei. Denn das Hervorgebrachte ist sein Werk, das gegen ihn keine Selbständigkeit hat, sondern nur als der Beweis seiner Weisheit, Güte und Gerechtigkeit überhaupt da ist. Der Eine ist der Herr über alles und hat in den Naturdingen nicht seine Gegenwart, sondern nur machtlose Akzidenzien, die das Wesen in ihnen nur können scheinen, nicht aber erscheinen lassen. Dies macht die Erhabenheit von selten Gottes her aus.


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