Einteilung


Für die nähere Einteilung nun der symbolischen Kunstform sind vor allem die Grenzpunkte festzustellen, innerhalb welcher sich die Entwicklung fortbewegt. Im allgemeinen bildet, wie schon gesagt ist, dies ganze Gebiet überhaupt erst die Vorkunst, indem wir zunächst nur abstrakte, noch an sich selbst nicht wesentlich individualisierte Bedeutungen vor uns haben, deren unmittelbar damit verknüpfte Gestaltung ebenso adäquat als inadäquat ist. Das erste Grenzgebiet ist daher das Sichhervorarbeiten der künstlerischen Anschauung und Darstellung überhaupt; die entgegengesetzte Grenze aber gibt uns die eigentliche Kunst, zu welcher das Symbolische als zu seiner Wahrheit sich aufhebt.

Wenn wir von dem ersten Hervortreten der symbolischen Kunst in subjektiver Weise sprechen wollen, so können wir uns jenes Ausspruchs erinnern, daß die Kunstanschauung überhaupt wie die religiöse - oder beide vielmehr in einem - und selbst die wissenschaftliche Forschung von der Verwunderung angefangen habe. Der Mensch, den noch nichts wundert, lebt noch in der Stumpfheit und Dumpfheit hin. Ihn interessiert nichts, und nichts ist für ihn, weil er sich für sich selber noch von den Gegenständen und deren unmittelbarer einzelner Existenz nicht geschieden und losgelöst hat. Wen aber auf der anderen Seite nichts mehr wundert, der betrachtet die gesamte Äußerlichkeit als etwas, worüber er sich selbst - sei es in der abstrakt verständigen Weise einer allgemeinmenschlichen Aufklärung oder in dem edlen und tieferen Bewußtsein absoluter geistiger Freiheit und Allgemeinheit - ist klargeworden und somit die Gegenstände und deren Dasein zur geistigen selbstbewußten Einsicht in dieselben verwandelt hat. Die Verwunderung dagegen kommt nur da zum Vorschein, wo der Mensch, losgerissen von dem unmittelbarsten, ersten Zusammenhange mit der Natur und von der nächsten, bloß praktischen Beziehung der Begierde, geistig zurücktritt von der Natur und seiner eigenen singulären Existenz und in den Dingen nun ein Allgemeines, Ansichseiendes und Bleibendes sucht und sieht. Dann erst fallen ihm die Naturgegenstände auf, sie sind ein Anderes, das doch für ihn sein soll und worin er sich selbst, Gedanken, Vernunft wiederzufinden strebt. Denn die Ahnung eines Höheren und das Bewußtsein von Äußerlichem ist noch ungetrennt, und doch ist zwischen den natürlichen Dingen und dem Geiste zugleich ein Widerspruch vorhanden, in welchem die Gegenstände sich ebenso anziehend als abstoßend erweisen und dessen Gefühl beim Drange, ihn zu beseitigen, eben die Verwunderung erzeugt.

Das nächste Produkt nun dieses Zustandes besteht darin, daß der Mensch sich die Natur und Gegenständlichkeit überhaupt einerseits als Grund gegenüberstellt und sie als Macht verehrt, andererseits aber ebenso das Bedürfnis befriedigt, sich die subjektive Empfindung eines Höheren, Wesentlichen, Allgemeinen äußerlich zu machen und als objektiv anzuschauen. In dieser Vereinigung ist unmittelbar vorhanden, daß die einzelnen Naturgegenstände - und vornehmlich elementarische: das Meer, Ströme, Berge, Gestirne - nicht in ihrer vereinzelten Unmittelbarkeit genommen werden, sondern, in die Vorstellung erhoben, für die Vorstellung die Form allgemeiner anundfürsichseiender Existenz erhalten.

Die Kunst beginnt nun darin, daß sie diese Vorstellungen ihrer Allgemeinheit und ihrem wesentlichen Ansichsein nach wieder zur Anschauung für das unmittelbare Bewußtsein in ein Bild faßt und in der gegenständlichen Form desselben für den Geist hinausstellt. Die unmittelbare Verehrung der Naturdinge, Natur- und Fetischdienst, ist deshalb noch keine Kunst.

Nach der objektiven Seite hin steht der Anfang der Kunst im engsten Zusammenhange mit der Religion. Die ersten Kunstwerke sind mythologischer Art. In der Religion ist es das Absolute überhaupt, das sich, sei es auch seinen abstraktesten und ärmsten Bestimmungen nach, zum Bewußtsein bringt. Die nächste Explikation nun, welche für das Absolute da ist, sind die Erscheinungen der Natur, in deren Existenz der Mensch das Absolute ahnt und sich dasselbe daher in Form von Naturgegenständen anschaulich macht. In diesem Streben findet die Kunst ihren ersten Ursprung. Doch wird sie auch in dieser Beziehung erst da hervortreten, wo der Mensch nicht nur in den wirklich vorhandenen Gegenständen unmittelbar das Absolute erblickt und sich mit dieser Weise der Realität des Göttlichen begnügt, sondern wo das Bewußtsein das Erfassen des ihm Absoluten in Form des an sich selbst Äußerlichen sowie das Objektive dieser gemäßeren oder unangemesseneren Verknüpfung aus sich selber hervorbringt. Denn zur Kunst gehört ein durch den Geist ergriffener substantieller Gehalt, der zwar äußerlich erscheint, aber in einer Äußerlichkeit, welche nicht nur unmittelbar vorhanden, sondern durch den Geist erst als eine jenen Inhalt in sich fassende und ausdrückende Existenz produziert ist. Die erste näher gestaltende Dolmetscherin aber der religiösen Vorstellungen ist allein die Kunst, weil die prosaische Betrachtung der gegenständlichen Welt sich erst geltend macht, wenn der Mensch in sich als geistiges Selbstbewußtsein sich von der Unmittelbarkeit freigekämpft hat und derselben in dieser Freiheit, in welcher er die Objektivität als eine bloße Äußerlichkeit verständig aufnimmt, gegenübersteht. Diese Trennung jedoch ist immer erst eine spätere Stufe. Das erste Wissen vom Wahren dagegen erweist sich als ein Mittelzustand zwischen der bloßen geistlosen Versenkung in die Natur und der von ihr durchaus befreiten Geistigkeit. Dieser Mittelzustand, in welchem sich der Geist seine Vorstellungen nur deshalb in Gestalt der Naturdinge vor Augen stellt, weil er noch keine höhere Form errungen hat, in dieser Verbindung jedoch beide Seiten einander gemäß zu machen strebt, ist im allgemeinen dem prosaischen Verstande gegenüber der Standpunkt der Poesie und Kunst. Deshalb kommt denn auch das vollständig prosaische Bewußtsein erst da hervor, wo das Prinzip der subjektiven geistigen Freiheit in seiner abstrakten und wahrhaft konkreten Form zur Wirklichkeit gelangt, in der römischen und später dann in der modernen christlichen Welt.

Der Endpunkt zweitens, dem die symbolische Kunstform zustrebt und mit dessen Erreichen sie sich als symbolische auflöst, ist die klassische Kunst. Diese, obschon sie die wahre Kunsterscheinung erarbeitet, kann nicht die erste Kunstform sein; sie erhält die mannigfaltigen Vermittlungs- und Übergangsstufen des Symbolischen zu ihrer Voraussetzung. Denn ihr gemäßer Gehalt ist die geistige Individualität, die als Inhalt und Form des Absoluten und Wahren erst nach vielfachen Vermittlungen und Übergängen ins Bewußtsein treten kann. Den Anfang macht immer das seiner Bedeutung nach Abstrakte und Unbestimmte; die geistige Individualität aber muß wesentlich an sich und für sich selber konkret sein. Sie ist der sich aus sich selbst bestimmende Begriff in seiner gemäßen Wirklichkeit, der nur gefaßt werden kann, nachdem er sich die abstrakten Seiten, deren Vermittlung er ist, in ihrer einseitigen Ausbildung vorausgeschickt hat. Ist dies geschehen, so macht er zugleich durch sein eigenes Hervortreten als Totalität jenen Abstraktionen ein Ende. Dies ist in der klassischen Kunst der Fall. Sie tut den bloß symbolisierenden und erhabenen Vorversuchen der Kunst Einhalt, weil die geistige Subjektivität ihre (und zwar adäquate) Gestalt ebenso an sich selber hat, wie der sich selbst bestimmende Begriff sich das ihm gemäße besondere Dasein aus sich selbst erzeugt. Wenn für die Kunst dieser wahrhafte Inhalt und dadurch die wahre Gestalt gefunden ist, hört das Suchen und Streben nach beidem, worin eben der Mangel des Symbolischen liegt, unmittelbar auf.

Fragen wir innerhalb dieser Grenzpunkte nach einem näheren Prinzip der Einteilung für die symbolische Kunst, so ist dieselbe überhaupt, insoweit sie sich den echten Bedeutungen und deren entsprechender Gestaltungsweise erst entgegenringt, ein Kampf des der wahren Kunst noch widerstrebenden Inhalts und der demselben ebensowenig homogenen Form. Denn beide Seiten, obschon zur Identität verbunden, fallen dennoch weder miteinander noch mit dem wahren Begriff der Kunst zusammen und streben deshalb ebensosehr wieder aus dieser mangelhaften Vereinigung heraus. Die ganze symbolische Kunst läßt sich in dieser Rücksicht als ein fortlaufender Streit der Angemessenheit von Bedeutung und Gestalt auffassen, und die verschiedenen Stufen sind nicht sowohl verschiedene Arten des Symbolischen, sondern Stadien und Weisen ein und desselbigen Widerspruchs.

Zunächst jedoch ist dieser Kampf nur erst an sich vorhanden, d. h. die Unangemessenheit der in eins gesetzten und zusammengezwungenen Seiten ist noch nicht für das Kunstbewußtsein selber geworden, weil dasselbe weder die Bedeutung, welche es ergreift, für sich ihrer allgemeinen Natur nach kennt, noch die reale Gestalt in deren abgeschlossenem Dasein selbständig aufzufassen weiß und deshalb, statt sich den Unterschied vor Augen zu stellen, von der unmittelbaren Identität derselben ausgeht. Den Anfang bildet deshalb die noch ungetrennte und in dieser widersprechenden Verknüpfung gärende und rätselhafte Einheit des Kunstgehalts und seines versuchten symbolischen Ausdrucks - die eigentliche, unbewußte, originäre Symbolik, deren Gestaltungen noch nicht als Symbole gesetzt sind.

Das Ende dagegen ist das Verschwinden und Sichauflösen des Symbolischen, indem der bisher an sich seiende Kampf jetzt ins Kunstbewußtsein gekommen ist und das Symbolisieren daher zu einem bewußten Abscheiden der für sich selber klaren Bedeutung von ihrem sinnlichen, mit ihr verwandten Bilde wird, jedoch in dieser Trennung zugleich ein ausdrückliches Beziehen bleibt, das sich aber, statt als unmittelbare Identität zu erscheinen, nur als eine bloße Vergleichung beider geltend macht, in welcher die früher ungewußte Unterschiedenheit ebensosehr hervortritt. - Dies ist der Kreis des als Symbol gewußten Symbols: die für sich ihrer Allgemeinheit nach gekannte und vorgestellte Bedeutung, deren konkretes Erscheinen ausdrücklich zu einem bloßen Bilde heruntergesetzt und mit derselben zum Zweck künstlerischer Veranschaulichung verglichen ist. In der Mitte zwischen jenem Anfange und diesem Ende steht die erhabene Kunst. In ihr zuerst trennt sich die Bedeutung als die geistige, fürsichseiende Allgemeinheit von dem konkreten Dasein ab und gibt dasselbe als das ihr Negative, Äußerliche und Dienende kund, das sie, um sich darin auszudrücken, nicht selbständig kann bestehen lassen, sondern als das in sich selbst Mangelhafte und Aufzuhebende setzen muß, obschon sie zu ihrem Ausdruck nichts anderes als eben dies gegen sie Äußerliche und Nichtige hat. Der Glanz dieser Erhabenheit der Bedeutung geht dem Begriff nach der eigentlichen Vergleichung deshalb voraus, weil die konkrete Einzelheit der natürlichen und sonstigen Erscheinungen vorerst muß negativ behandelt und nur zum Schmuck und Zier für die unerreichbare Macht der absoluten Bedeutung verwendet werden, ehe sich jene ausdrückliche Trennung und auswählende Vergleichung verwandter und doch von der Bedeutung, deren Bild sie abgeben sollen, unterschiedener Erscheinungen herausstellen kann.

Diese drei angedeuteten Hauptstufen gliedern sich nun wieder in sich selbst näher in folgender Weise.

 

1. Die unbewußte Symbolik

 

A. Die erste Stufe ist selbst noch weder eigentlich symbolisch zu nennen, noch eigentlich zur Kunst zu rechnen. Sie bahnt erst zu beidem den Weg hin. Dies ist die unmittelbare substantielle Einheit des Absoluten als geistiger Bedeutung mit dessen ungetrenntem sinnlichen Dasein in einer natürlichen Gestalt.

B. Die zweite Stufe bildet den Übergang zum eigentlichen Symbol, indem sich diese erste Einheit aufzulösen beginnt und sich nun einerseits die allgemeinen Bedeutungen für sich über die einzelnen Naturerscheinungen herausheben, andererseits jedoch ebensosehr in dieser vorgestellten Allgemeinheit wieder in Form konkreter Naturgegenstände zum Bewußtsein kommen sollen. In diesem nächsten doppelten Streben, das Natürliche zu vergeistigen und das Geistige zu versinnlichen, zeigt sich auf dieser Stufe ihrer Differenz die ganze Phantastik und Verwirrung, alle Gärung und wild umhertaumelnde Vermischung der symbolischen Kunst, welche zwar die Unangemessenheit ihres Bildens und Gestaltens ahnt, doch derselben noch durch nichts anderes als durch Verzerren der Gestalten zur Unermeßlichkeit einer bloß quantitativen Erhabenheit abzuhelfen vermag. Wir leben deshalb auf dieser Stufe in einer Welt voll lauter Erdichtungen, Unglaublichkeiten und Wunder, ohne jedoch Kunstwerken von echter Schönheit zu begegnen.

C. Durch diesen Kampf der Bedeutungen und ihrer sinnlichen Darstellung gelangen wir drittens zu dem Standpunkte des eigentlichen Symbols, auf welchem sich auch das symbolische Kunstwerk erst seinem vollständigen Charakter nach ausbildet. Die Formen und Gestalten sind hier nicht mehr die sinnlich vorhandenen, welche - wie auf der ersten Stufe - mit dem Absoluten als dessen Dasein, ohne durch die Kunst hervorgebracht zu sein, unmittelbar zusammenfallen oder - wie auf der zweiten - ihre Differenz gegen die Allgemeinheit der Bedeutungen nur durch aufspreizendes Erweitern der besonderen Naturgegenstände und Ereignisse von selten der Phantasie her aufzuheben imstande sind; sondern was jetzt als symbolische Gestalt zur Anschauung gebracht wird, ist ein durch die Kunst erzeugtes Gebilde, das einerseits sich selber in seiner Eigentümlichkeit vorstellen, andererseits aber nicht nur diesen vereinzelten Gegenstand, sondern eine weitere, damit zu verknüpfende und darin zu erkennende allgemeine Bedeutung manifestieren soll, so daß diese Gestalten als Aufgaben dastehen, welche die Forderung machen, das Innere, das in sie hineingelegt ist, erraten zu lassen.

Über diese bestimmteren Formen des noch ursprünglichen Symbols können wir im allgemeinen vorausschicken, daß sie aus der religiösen Weltanschauung ganzer Völker hervorgehen, weshalb wir auch das Geschichtliche in dieser Beziehung in Erinnerung bringen wollen. Die Scheidung jedoch ist nicht in voller Strenge durchzuführen, da sich die einzelnen Auffassungs- und Gestaltungsweisen, nach Art der Kunstformen überhaupt, vermischen, so daß wir diejenige Form, welche wir als den Grundtypus für die Weltanschauung des einen Volks ansehen, auch bei früheren oder späteren, wennzwar untergeordnet und vereinzelt, wiederfinden. Im wesentlichen aber haben wir die konkreteren Anschauungen und Belege für die erste Stufe in der altparsischen Religion, für die zweite in Indien, für die dritte in Ägypten zu suchen.

 

2. Die Symbolik der Erhabenheit

 

Durch den angegebenen Verlauf hat sich endlich die bisher durch ihre besondere sinnliche Gestalt mehr oder weniger verdunkelte Bedeutung frei herausgerungen und kommt somit für sich in ihrer Klarheit ins Bewußtsein. Dadurch ist das eigentlich symbolische Verhältnis aufgelöst, und es tritt jetzt, indem die absolute Bedeutung als die allgemeine, durch alles hindurchgreifende Substanz der gesamten erscheinenden Welt gefaßt wird, die Kunst der Substantialität - als Symbolik der Erhabenheit - an die Stelle bloß symbolisch-phantastischer Andeutungen, Verunstaltungen und Rätsel.

In dieser Rücksicht sind hauptsächlich zwei Standpunkte zu unterscheiden, welche in dem verschiedenen Verhältnis der Substanz als des Absoluten und Göttlichen zur Endlichkeit der Erscheinung ihren Grund finden. Dies Verhältnis nämlich kann gedoppelt sein, positiv und negativ, obschon in beiden Formen - da es immer die allgemeine Substanz ist, welche herauszutreten hat - an den Dingen nicht ihre partikuläre Gestalt und Bedeutung, sondern ihre allgemeine Seele und ihre Stellung zu dieser Substanz zur Anschauung kommen soll.

A. Auf der ersten Stufe ist dies Verhältnis so gefaßt, daß die Substanz als das von jeder Partikularität befreite All und Eine den bestimmten Erscheinungen als deren hervorbringende und belebende Seele immanent ist und nun in dieser Immanenz als affirmativ gegenwärtig erschaut und von dem sich selbst  aufgebenden Subjekt durch die liebende Versenkung in diese allen Dingen einwohnende Wesenheit ergriffen und dargestellt wird. Dies gibt die Kunst des erhabenen Pantheismus, wie wir ihn seinen Anfängen nach schon in Indien, sodann aufs glänzendste ausgebildet im Mohammedanismus und seiner Kunst der Mystik sowie endlich in vertiefterer subjektiver Weise in einigen Erscheinungen der christlichen Mystik wiederfinden werden.

B. Das negative Verhältnis dagegen der eigentlichen Erhabenheit müssen wir in der hebräischen Poesie aufsuchen, in dieser Poesie des Herrlichen, welche den bildlosen Herrn des Himmels und der Erden nur dadurch zu feiern und zu erheben weiß, daß sie seine gesamte Schöpfung nur als Akzidens seiner Macht, als Boten seiner Herrlichkeit, als Preis und Schmuck seiner Größe verwendet und in diesem Dienste das Prächtigste selbst als negativ setzt, weil sie keinen für die Gewalt und Herrschaft des Höchsten adäquaten und affirmativ zureichenden Ausdruck zu finden imstande ist und eine positive Befriedigung nur durch die Dienstbarkeit der Kreatur erlangt, die im Gefühl und Gesetztsein der Unwürdigkeit allein sich selbst und ihrer Bedeutung gemäß wird.

 

3. Die bewußte Symbolik der vergleichenden Kunstform

 

Durch diese Verselbständigung der für sich in ihrer Einfachheit gewußten Bedeutung ist die Trennung derselben von der gegen sie zugleich als unangemessen gesetzten Erscheinung an sich schon vollzogen. Soll nun innerhalb dieser wirklichen Scheidung dennoch Gestalt und Bedeutung in die Beziehung einer innerlichen Verwandtschaft, wie die symbolische Kunst es erfordert, gebracht werden, so liegt dies Beziehen weder unmittelbar in der Bedeutung noch in der Gestalt, sondern in einem subjektiven Dritten, das in beiden nach subjektiver Anschauung Seiten der Ähnlichkeit findet und im Vertrauen hierauf die für sich selbst klare Bedeutung durch das verwandte einzelne Bild veranschaulicht und erklärt.

Dann aber ist das Bild, statt wie bisher der einzige Ausdruck zu sein, nur ein bloßer Schmuck, und es kommt dadurch ein Verhältnis hervor, das nicht dem Begriff des Schönen entspricht, indem Bild und Bedeutung einander gegenüberstehen, statt ineinandergearbeitet zu werden, wie dies, wenn auch nur in unvollkommener Weise, im eigentlich Symbolischen noch der Fall war. Kunstwerke, welche diese Form zu ihrer Grundlage machen, bleiben daher untergeordneter Art, und ihr Inhalt kann nicht das Absolute selbst, sondern irgendein anderer, beschränkter Zustand oder Vorfall sein, weshalb denn die hierhergehörigen Formen zum großen Teil nur gelegentlich als Beiwesen benutzt werden.

Näher jedoch haben wir auch in diesem Kapitel drei Hauptstufen zu unterscheiden.

A. Zur erster? gehört die Darstellungsweise der Fabel, Parabel und des Apologs, in denen die Trennung von Gestalt und Bedeutung, welche das Charakteristische dieses ganzen Gebiets ausmacht, noch nicht ausdrücklich gesetzt ist und die subjektive Seite des Vergleichens noch nicht hervorgehoben ist, weshalb auch die Darstellung der einzelnen konkreten Erscheinung, aus welcher heraus sich die allgemeine Bedeutung erklären lassen soll, das Überragende bleibt.

B. Auf der zweiten Stufe dagegen kommt die allgemeine Bedeutung für sich zur Herrschaft über die erläuternde Gestalt, die sich nur noch als bloßes Attribut oder willkürlich erwähltes Bild geben kann. Hierher gehört die Allegorie, die Metapher, das Gleichnis.

C. Die dritte Stufe endlich läßt das gänzliche Zerfallen der bisher im Symbol entweder unmittelbar - ihrer relativen Fremdheit unerachtet - vereinigten oder in ihrer verselbständigten Scheidung dennoch bezogenen Seiten vollständig hervortreten. Dem für sich seiner prosaischen Allgemeinheit nach gewußten Inhalt erscheint wie im Lehrgedicht die Kunstgestalt durchweg äußerlich, während auf der anderen Seite das für sich Äußerliche seiner bloßen Äußerlichkeit nach in der sogenannten beschreibenden Poesie aufgefaßt und dargestellt wird. Dadurch aber ist die symbolische Verknüpfung und Beziehung verschwunden, und wir haben uns nach einer weiteren, dem Begriff der Kunst wahrhaft entsprechenden Einigung von Form und Inhalt umzusehen.


 © textlog.de 2004 • 19.04.2024 04:01:33 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2004 
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