2. Tierdienst und Tiermasken


Insofern nun überhaupt das Innere soll als ein äußerlich Vorhandenes angeschaut werden, sind die Ägypter nach der entgegengesetzten Seite hin darauf gefallen, in lebendigen Tieren, wie in dem Stier, den Katzen und mehreren anderen Tieren, ein göttliches Dasein zu verehren. Das Lebendige steht höher als das unorganische Äußere, denn der lebendige Organismus hat ein Inneres, auf welches seine Außengestalt hindeutet, das aber ein Inneres und dadurch Geheimnisreiches bleibt. So muß der Tierdienst hier verstanden werden als die Anschauung eines geheimen Inneren, das als Leben eine höhere Macht über das bloß Äußerliche ist. Uns freilich bleibt es immer widerlich, Tiere, Hunde und Katzen, statt des wahrhaft Geistigen, heiliggehalten zu sehen. -

Diese Verehrung nun hat für sich genommen nichts Symbolisches, weil dabei das lebendige wirkliche Tier, der Apis z. B., selber als Existenz des Gottes verehrt wurde. Die Ägypter aber haben die Tiergestalt auch symbolisch benutzt. Dann gilt sie nicht mehr für sich, sondern ist dazu herabgesetzt, etwas Allgemeineres auszudrücken. Am naivsten ist dies in den Tiermasken der Fall, die besonders bei Darstellungen des Einbalsamierens vorkommen, bei welchem Geschäft die Personen, welche den Leichnam aufschneiden, die Eingeweide herausnehmen, mit Tiermasken abgebildet werden. Hier zeigt es sich sogleich, daß solch ein Tierhaupt nicht sich selber, sondern eine davon zugleich unterschiedene, allgemeinere Bedeutung anzeigen solle. Weiter sodann ist die Tiergestalt in Vermischung mit der menschlichen benutzt; wir finden menschliche Figuren mit Löwenköpfen, die man für Gestalten der Minerva hält, auch Sperberköpfe kommen vor, und den Ammonsköpfen sind die Hörner geblieben. Symbolische Beziehungen sind hier nicht zu verkennen. In einem ähnlichen Sinne ist auch die Hieroglyphenschrift der Ägypter zum großen Teil symbolisch, indem sie entweder die Bedeutungen durch Abbildung wirklicher Gegenstände kenntlich zu machen sucht, die nicht sich selbst, sondern eine damit verwandte Allgemeinheit darstellen, oder häufiger noch in dem sogenannten phonetischen Elemente dieser Schrift die einzelnen Buchstaben durch Aufzeichnung eines Gegenstandes andeutet, dessen Anfangsbuchstabe in sprachlicher Beziehung denselben Laut hat, welcher ausgedrückt werden soll.


 © textlog.de 2004 • 18.04.2024 12:02:39 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright