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Ethik


Die Ethik Platons ist zunächst (im Anschlusse an Sokrates) eudämonistisch, im »Protagoras« sogar mit hedonistischem Charakter, da hier von einer Lust- und Unlust-Bilanz beim Handeln (vgl. Bentham) die Rede ist (Protag. 356 A f.). Das Gute ist hier eins mit dem Nützlichen (l. c. 323 D, 353 C). Später betont Platon den sekundären Charakter der Lust, den Vorzug der geistigen Lust und den Wert der Verbindung von Lust (hêdonê) und Einsicht (phronêsis), in welcher erst ein Gut liegt (Phileb.). Die Glückseligkeit (eudaimonia) ist der Besitz des Guten und Schönen (eudaimonas-tous tagatha kai kala kektêmenous, Sympos. 202 C), der Kalokagathie (kalon kai agathon einai). Die Glückseligkeit ist also durch die Sittlichkeit bestimmt, die Ausübung der Tugend ist an sich selbst ein Gut. Die Tugend ist die Tüchtigkeit der Seele zu dem ihr eigenen Werke, zu ihren Leistungen im Denken, Wollen usw. (Rep. 353; Tim. 86 E). Je nach den Teilen der Seele unterscheidet Platon verschiedene (Kardinal-) Tugenden, als Momente der einen Jugend: Weisheit (sophia), die Tugend des vernünftig-erkennenden Seelenteils; Tapferkeit (andreia), die Tilgend des »Mutartigen«, welche das Bessere mutig festhält und verteidigt; Besonnenheit (sôphrosynê), die Tugend der Konkordanz zwischen allen Seelenteilen; Gerechtigkeit (dikaiosynê), die allgemeine Tugend, welche in der richtigen Betätigung aller Seelenteile liegt (Rep. 441 ff.). Die Gerechtigkeit äußert sich auch gegenüber den Mitmenschen und es gilt der Satz, dass Unrechttun schlechter ist als Unrecht leiden. Wie Platon die gesamte Tugendlehre auch sozialethisch verwertet, ist aus seiner Staatslehre zu ersehen. Von dieser ganzen, auf das Irdische gerichteten Ethik unterscheidet sich die asketische, der Welt abgewandte und Gott zugewandte Richtung des durch den Pythagoreismus beeinflußten Platonischen Denkens. Das höchste Ziel wird jetzt die Weltflucht, die Läuterung der Seele durch Unterdrückung der Sinnlichkeit und Erhebung zum Guten, durch möglichtes Freiwerden vom Leibe, der uns fesselt (peirasthai chrê enthende ekeise pheugein hoti tachista, Theat. 176 A; vgl. Phaed. 67 A). Dann kommt es zur Verähnlichung mit Gott, soweit eine solche möglich ist (homoiôsis theô kata to dynaton, Theaet. 176 A; homoiousthai theô, Rep. 613 B), zu einer Heiligung der Seele. Dass die Idee des Guten das Höchste, die Gottheit selbst ist, dass das Ideale überall das An sich, die Grundlage des Realen ist, durch das es hindurchscheint, wissen wir bereits.


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Seite zuletzt aktualisiert: 28.11.2006