Langsamkeit der Duftatome


Diese Gerüche nun alle, soweit sie die Nase uns reizen,

Reichen in ihrer Verbreitung die einen weiter als andre,

Doch kein einziger dringt darunter in solche Entfernung

Wie das Geräusch und die Stimme - ich will von den Bildern nicht

sprechen,

Welche das Auge berühren und unsern Gesichtssinn reizen.

Langsam naht sich der Duft auf irrender Bahn und vorher oft

Schwindet er allzu leicht in das Luftreich mählich zerfließend.

Erstlich löst sich nur schwer der Geruch aus dem Innern der Stoffe.

Denn daß er wirklich den Tiefen entströmt und den Dingen entweichet,

Dafür gibt den Beweis, daß alles Zerbrochene stärker

Riecht und Zerriebenes und vom Feuer gründlich Zerstörtes.

     Ferner ersieht man auch leicht, daß der Duft aus größren Atomen

Als die Stimme besteht. Denn er dringt nicht durch steinerne Wände,

Wo der Schall und die Stimme sich allenthalben den Weg bahnt.

Deshalb wirst du auch sehn, wie schwierig es ist bei den Düften

Aufzufinden den Ort, wo der Ursprung ist des Geruches.

Während der Duft in den Lüften verschwebt, erkaltet der Auftrieb,

Und so langet der Bote nicht warm mehr am Sitz des Gefühls an.

Darum irren die Hunde auch oft, wenn die Fährte sie suchen.


 © textlog.de 2004 • 07.12.2024 21:18:38 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2005 
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