Aus Kap.21 d.B.
Wie ein Fürst sich zu betragen habe, um Achtung zu erwerben.


Nichts wirkt so günstig auf die öffentliche Meinung für einen Fürsten, als große Unternehmungen, sodann Einrichtungen, welche Muster werden für Andere.  

 

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Auch erwirbt es einem Fürsten Achtung, wenn er ein ganzer Freund ist, und ein ganzer Feind, d.h. wenn er ohne irgend einen Rückhalt sich erklärt zu Gunsten des Einen gegen den Andern. Denn wenn zwei Mächtige, deine Nachbarn, an einander geraten, so ist entweder der Fall, dass, wenn der Eine siegt, du den Sieger zu fürchten habest, oder es ist der Fall nicht. In jedem dieser beiden Fälle wird es dir immer nützlicher sein, dich zu erklären, und einen guten Krieg zu führen, indem, wenn du dich nicht erklärt hast, du im ersten Falle immer die Beute des Siegers wirst mit guter Erlaubnis und zum Wohlgefallen des Besiegten; und du wirst nirgends eine Zuflucht finden, indem der Sieger keine zweideutigen Freunde will, noch solche, die ihm in der Not nicht beistehen, und der Besiegte dich eben so wenig in Schutz nimmt, da du nicht mit den Waffen in der Hand sein Geschick hast Teilen wollen. - Antiochus war nach Griechenland gekommen, eingeladen von den Ätoliern, um die Römer herauszutreiben. Er schickte Redner an die Achäer, Freunde der Römer, um sie zur Neutralität zu bewegen; von der andern Seite redeten denselben die Römer zu, dass sie zu ihren Gunsten die Waffen ergriffen. Die Sache kam in der Versammlung der Achäer zur Beratschlagung, und als daselbst Antiochus Gesandter ihnen zuredete, neutral zu bleiben, erwiderte der Abgesandte der Römer: »Die Maßregel, welche man als die beste und nützlichste für euren Staat anpreist, dass ihr euch in unsern Krieg nicht einmischet, ist gerade die allerverderblichste für euch, indem, wenn ihr keinen Anteil nehmt, ihr zuletzt ohne einigen Dank oder Achtung, als der Preis des Siegers zurückbleibt.« Und immer wird es sich finden, dass der, welcher dein Freund nicht ist, dich um Neutralität ersucht, der aber, welcher dein Freund ist, fordert, dass du mit den Waffen in der Hand dich erklärst.  

Aber Fürsten von keinem Entschluss schlagen gewöhnlich, um nur die gegenwärtige Gefahr zu vermeiden, den Weg der Neutralität ein, und gehen denn auch gewöhnlich darüber zu Grunde. Wenn aber ein Fürst sich mutig zu Gunsten des einen Teils erklärt, und der, dem er anhängt, siegt, so lass denselben immer so mächtig sein, dass du seiner Willkür überlassen bleibst, dennoch hat er Verbindlichkeiten gegen dich, und es hat sich eine Liebe erzeugt, und die Menschen sind niemals so ehrlos, dass sie mit einer so beispiellosen Undankbarkeit dich unterdrücken sollten. Dazu kommt, dass die Siege niemals so entscheidend sind, dass der Sieger nicht noch Einiges zu schonen habe, besonders die Gerechtigkeit. Wenn hingegen derjenige, dem du anhingest, verlöre, so würdest du von ihm aufgenommen werden, und er dir helfen, so lange er könnte; oder, im schlimmsten Falle, wärest du doch der unabtrennliche Gefährte eines Glücks, das sich wiederum erheben kann.  

Im zweiten Falle, wenn die Kämpfer von der Art sind, dass du vom Sieger nichts zu fürchten hast, so wird es um so mehr eine kluge Maßregel, Teil zu nehmen, indem du sodann zum Sturze des Ersten den Beistand des Zweiten erhältst, der, wenn er Verstand hätte, Alles anwenden müsste, um jenen zu erhalten; wenn ihr überwindet, so bleibt er deinem Ermessen anheim gegeben, aber es ist unter der gegebenen Voraussetzung unmöglich, dass er mit deinem Beistande nicht überwinde.  

Und hier ist denn der Ort, anzumerken, dass ein Fürst niemals mit einem, der da mächtiger ist, denn er selbst, sich verbinden müsse, zum Nachteil eines Dritten, es sei denn, dass die Not ihn dazu zwinge; denn wenn er überwindet, bleibt er dem Ermessen desselben anheim gegeben, nichts aber hat ein Fürst mehr zu fliehen, als die Abhängigkeit von fremder Willkür.  

 

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Auch glaube doch nie ein Staat, dass er jemals eine durchaus sichere Maßregel ergreifen könne, sondern er wisse, dass alle, die er nimmt, zweifelhaft sind, indem es nun einmal in der Ordnung der Dinge liegt, dass, auf dem Wege einem Nachteile auszuweichen, man einem andern entgegen geht. Aber darin hat eben der Verstand sein Wesen, dass er die innere Natur der Nachteile aufdecke, und das am wenigsten Schlimme für gut nehme.  

Noch soll ein Fürst sich als Liebhaber der Virtuosität zeigen, und jedem, in irgend einer Kunst sich Auszeichnenden Ehrenbezeugungen erteilen.  


 © textlog.de 2004 • 18.02.2025 00:53:34 •
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