3. Wirkung des Origenes


Das System des Origenes mit seiner platonisierenden Vergeistigung der Kirchenlehre war nicht dazu angetan, das Wohlgefallen der strengkirchlichen Kreise zu erringen. Wie er selbst unter solchen Einflüssen aus Alexandrien vertrieben wurde, so ist später (540) seine Lehre auch ausdrücklich verdammt worden. Bezeichnenderweise ward diese Verdammung von demselben Kaiser (Justinian) ausgesprochen, der auch die letzte griechische Philosophenschule, der dem Origenes geistesverwandten Neuplatoniker, aufhob. Dennoch hat Origenes, namentlich im christlichen Orient, mächtig nachgewirkt. Der »Origenismus« blieb längere Zeit eine einflußreiche Richtung in der Kirche. Bei diesen Origenisten tritt übrigens, mehr als bei ihrem Meister selbst, das praktisch-religiöse Interesse zurück hinter dem rein theoretischen der Erkenntnis. An die Stelle der biblischen tritt die dialektische Begründung, an Stelle des geschichtlichen Jesus der ewige Logos. In unseren Zeitraum fällt noch des Origenes Nachfolger in der Leitung der alexandrinischen Schule, Dionysios von Alexandrien (auch der »Große« genannt, • um 265), der in einem, nach der Weise der alten griechischen Naturphilosophen unter dem Titel peri physeôs verfaßten, Werke von einem anscheinend durch hellenische Philosophie (Plato, Pythagoras, Stoa, Heraklit) beeinflußten christlichen Standpunkte aus den Atomismus Demokrits und Epikurs bekämpfte.

Die Kämpfe zwischen diesen Origenisten und anderen kirchlichen Richtungen, insbesondere den die Ungeteiltheit Gottes kräftig hervorhebenden Monarchianern (Sabellius, Paul von Samosata), gehören der Dogmen- und Kirchengeschichte an, desgleichen der Arianismus, der, mit seiner Unterordnung des Sohnes unter den Vater, in gewisser Beziehung mit dem Origenismus zusammenhängt. Bekanntlich erlangte auf dem Konzil zu Nicäa (325) die gegenteilige Ansicht des Athanasius durch den Willen des Kaisers die Mehrheit und bald darauf die Alleinherrschaft in der Reichskirche.


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