3. Historische Entwicklungsstufen


Wir haben bisher die Skulptur durchweg als den gemäßesten Ausdruck des klassischen Ideals betrachtet. Das Ideal nun aber hat nicht nur in sich selbst eine Fortentwicklung, durch welche es sich aus sich heraus zu dem macht, was es seinem Begriffe nach ist und ebenso über dies Zusammenstimmen mit seiner eigenen wesentlichen Natur fortzugehen beginnt; sondern, wie wir bereits im zweiten Teile beim Verlauf der besonderen Kunstformen sahen, erhält es auch außerhalb seiner in der symbolischen Darstellungsweise eine Voraussetzung, welche es, um überhaupt schon Ideal zu sein, überschreiten muß, sowie eine weitere Kunst, die romantische, von welcher es selber überschritten wird.

Beide Kunstformen, die symbolische wie die romantische, ergreifen nun gleichfalls als Element ihrer Darstellung die menschliche Gestalt, deren räumliche Form sie festhalten und deshalb in Weise der Skulptur sichtbar herausstellen. Wir haben deshalb, wenn es darauf ankommt, auch der historischen Entwicklung Erwähnung zu tun, nicht nur von griechischer und römischer, sondern ebenso auch von orientalischer und christlicher Skulptur zu sprechen. Doch waren es unter den Völkern, bei denen das Symbolische den Grundtypus ihrer Kunstproduktionen ausmachte, vornehmlich nur die Ägypter, welche für ihre Götter anfingen, die aus dem bloßen Naturdasein sich herausringende menschliche Gestalt anzuwenden, so daß wir bei ihnen hauptsächlich, da sie überhaupt ihren Anschauungen im Materiellen als solchem eine Kunstexistenz gaben, auch der Skulptur begegnen. Verbreiteter dagegen und von reichhaltigerer Entwicklung ist die christliche Skulptur, sowohl in ihrem eigentlich romantischen mittelalterlichen Charakter als auch in ihrer weiteren Ausbildung, in welcher sie sich näher wieder dem Prinzip des klassischen Ideals anzuschließen und somit das spezifisch Skulpturmäßige herzustellen bestrebt ist.

Nach diesen Gesichtspunkten will ich zum Schluß dieses ganzen Abschnitts erstens noch einiges von der ägyptischen Skulptur im Unterschiede der griechischen und als Vorstufe des echten Ideals anführen.

Ein zweites Stadium bildet sodann die eigentümliche Fortbildung der griechischen Skulptur, der die römische sich anschließt. Hier werden wir jedoch hauptsächlich auf die Stufe zu blicken haben, welche der eigentlich idealen Darstellungsweise vorangeht, da wir die ideale Skulptur selbst in dem zweiten Kapitel bereits weitläufiger betrachtet haben.

Drittens bleibt uns dann nur noch übrig, das Prinzip für die christliche Skulptur in der Kürze anzugeben. Doch kann ich mich in dieser Rücksicht überhaupt nur auf das Allgemeinste einlassen.



Inhalt:


a. Ägyptische Skulptur
b. Skulptur der Griechen und Römer
c. Christliche Skulptur


 © textlog.de 2004 • 05.11.2024 23:45:02 •
Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2004 
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