Die elektrische Bahn Wien-Preßburg ist eröffnet worden


das ist praktisch. Mitglieder des Wiener Männergesangvereins trugen dabei einen Chor vor, das ist unpraktisch. An der Eröffnungsfahrt nahmen teil die Inspektoren Edelstein und Kronos, das ist interessant, wiewohl der letztere nicht identisch oder verschwägert ist. In Preßburg angelangt, bemerkte einer, dass dort 1277 Ladislaus IV. mit König Rudolf jenen Bündnisvertrag geschlossen habe, auf Grund dessen die Schlacht bei Dürnkrut gewonnen wurde, und dass dorthin, nach Preßburg, Ferdinand I. nach der Schlacht bei Mohacs seine Residenz verlegte. Das ist lückenhaft, weil in Preßburg auch der Professor Bernhardi aufgeführt werden sollte. Der österreichische Eisenbahnminister hielt drei Reden, eine bei der Abfahrt des Zuges, eine an der Grenze und eine beim Ziel. Das ist viel. »Man hat sich schließlich gesagt«, meinte er, »es kann nicht Sache der Regierung sein, den technischen Fortschritt aufzuhalten, und was das Interesse der Allgemeinheit ist, ist schließlich auch das Interesse des Staates.« Das ist einsichtig. Ein anderer Redner sagte: »Österreich braucht Ungarn und Ungarn braucht Österreich, und daher wollen wir zusammen leben und miteinander kämpfen.« Das ist zweideutig. Am nächsten Tag wurde gemeldet, dass soeben bei der Sophienbrücke der Starkstromleitungsdraht der elektrischen Bahn Wien-Preßburg gerissen sei. »Infolge dieses Zwischenfalles mußte der Verkehr auf der Strecke eingestellt werden.« Das ist bedauerlich.

 

 

März, 1914.


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