Österreichs Erwachen


»... Die peinliche Sorge, dass die Einsegnung auf dem Bahnhofe ungestört verlaufe, wurde vergessen, die Absperrungsmaßregeln außeradit gelassen. Veteranen und freiwillige Feuerwehrleute vergaßen auf die Würde der Stunde und amüsierten sich neben dem Vestibül des kleinen Bahnhofgebäudes bei Würsteln und Bier. Herren mit Zigarren im Munde promenierten in der Nähe der Särge, die mehr als eine Stunde auf niedrigen Bahren auf den steinernen Fliesen des Vestibüls standen. Um ½5 Uhr morgens erst ließ das Gewitter ein wenig nach. Die Überführung begann und bot ein ganz eigenartiges Bild, allerdings von ganz anderer Stimmung, als man erwartet hatte ...

Die Deputationen der Reiterregimenter, die schon früher Wetterkragen und Mantel umgeschlagen hatten, flüchteten auf den Perron. Die Veteranen löschten ihre Fackeln aus und flüchteten gleichfalls unter das schützende Dach der Bahnhofhalle. Man vergaß alle Regeln und Vorschriften, die man für die Ordnung aufgestellt hatte. Der Perron glich einem Jahrmarkt. Veteranen und Feuerwehrleute schrien durcheinander, gerieten in erregte Diskussionen, während ein anderer Teil auch nicht gerade in dezenter Ruhe das Büfett umdrängte und um Würstel und Bier raufte.

... Träger der Städtischen Leichenbestattungsunternehmung hoben die schweren reich vergoldeten Metallsärge aus dem Waggon und trugen sie quer durch den mit schreienden Leuten vollgefüllten Perron in die Vorhalle ...«

 

 

Juli, 1914.


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