Umfang

 Umfang. (Musik) Bedeutet den Abstand des tiefsten Tones eines Instruments oder einer Stimme, bis zum höchsten. Von dem Umfange des ganzen Tonsystems haben wir am Ende des Artikels System gesprochen. Wichtig ist für den Tonsetzer die genauere Kenntnis des Umfanges jeder Stimme und jedes Instruments, damit er nichts setze, das sie nicht erreichen können. Denn in diesem Falle, der öfters vorkommt als man denken sollte, fallen entweder einige Stimmen in einzelnen Stellen ganz aus oder die Sänger und Spieler nehmen anstatt der ihnen vorgeschriebenen Töne, andere, wodurch die Harmonie verdorben wird. Von dem Umfange der verschiedenen Singestimmen ist am gehörigen Orte gesprochen worden.1, also ist hier noch der Umfang der vornehmsten Instrumente zu betrachten.

  Zuerst vom Waldhorn. Der Umfang dieses Instruments und seine natürlichen Töne in jeder Höhe desselben, sind vielen Tonsetzern und so gar manchem Waldhornisten selbst, nicht hinlänglich bekannt. Er ist von fünf vollen Oktaven; nämlich von (16 Fußton) bis (1/2 Fußton.) Aber die zwischen den beiden äußersten Grenzen liegenden Töne, des Systems, sind nicht mit gleicher Leichtigkeit zu erhalten.

Überhaupt muss man bemerken, dass das Waldhorn, so wie die Trompeten, die Töne, wo nicht besondere Kunst sie verändert, natürlicher Weise nicht nach unserem diatonischen System, sondern nach der harmonischen Progreßion der Zahlen, angibt. Nämlich, wenn man die Töne durch das Verhältnis der Länge der Saiten ausdrückt und den tiefsten Ton 1 nennt; so verhalten sich die Töne im Aufsteigen, wie die Zahlenprogreßion 1. 1/2, 1/3, 1/4, 1/5, 1/6, 1/7 u.s.w. oder nach den Schwingungen der Saiten, wie die Folge der natürlichen Zahlen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. u.s.w. Man kann sich also die Töne, die in dem Umfang des Waldhorns liegen, folgendermaßen vorstellen: Hierbei müssen wir anmerken, dass die mit * bezeichneten Töne nicht gerade die sind, die in unserem diatonischen System, mit diesen Buchstaben bezeichnet werden, sondern etwas niedriger oder höher; so dass der Waldhorniste, um die wahren diatonischen Töne b, herauszubringen, sein Instrument im Blasen temperiren muss. Merkwürdig aber ist es, dass in der untersten Oktave dem Spieler alle halben Töne unseres zusammengesetzten Systems eben so leichte werden als in der obersten Oktave da sie in der zweiten C-c, nur mit großer Mühe und Kunst herauszubringen sind. Indessen bedient man sich der untersten und obersten Oktave in Ripienstimmen nicht, sondern nur für Solospieler. Der Tonsetzer tut überhaupt wohl, wenn er für die Ripienstimmen dem Waldhorn keine Töne vorschreibt als die sich von 2 bis 16 in dem vorstehenden Verzeichnisse finden.

 Es wird auch nicht überflüssig sein, hier anzumerken, dass das Waldhorn seine Töne um eine Oktave tiefer angibt als der für dieses Instrument gebräuchliche Violinschlüssel sie anzeigt; weil man nicht nötig gefunden einen eigenen Schlüssel für das Waldhorn anzunehmen.

 Von der Trompete gilt alles, was hier über das Waldhorn angemerkt worden, mit der Einschränkung, dass sie in der Tiefe um eine Oktave höher anfängt und in der Höhe eine Oktave mehr hat. Ihr Umfang ist also von C bis oder in Zahlen von 2 bis 64 nach den Einschränkungen, die wir über die Töne des Waldhornes bemerkt haben.

  Der Umfang der Violine ist in der Tiefe vom g ohne Einsetzung einer höheren Applicatur bis ins . In Ripiensachen gehet man selten über

Von Hasse hat man so wohl Arien als Sinfonien wo er für die erste Violin bis ins gesetzt hat.

 Das Violoncell fängt in der Tiefe vom großen C an und gehet ohne höhere eingesetzte Applicatur bis oder . Man findet aber häufig Sachen in welchen bis gesetzt ist, so gar von Hasse, welcher doch am allerbequemsten für Ripienstimmen gesetzt hat. Bei diesem Instrument hat man sich vornehmlich in Acht zu nehmen, dass in der ganz untersten tiefsten Oktave keine geschwinde Passagien gesetzt werden; weil erstlich bei kleinen Intervallen daraus nur ein undeutliches Poltern wird, zweitens bei weiten die Töne nicht gespannet werden können, besonders Oktaven in Sechzehnteilen, als: Die Viola hat die Gleichheit des Umfanges mit dem Violoncel gemein, nur dass sie um eine Oktave höher ist: weil die Mensur des Instruments aber kürzer ist, so fällt auch die Regel weg, Oktaven in Menge nach einander zu setzen.

Der Umfang der Flöte ist von bis auch wohl bis : indessen pflegen gute Componisten selten über zu setzen, besonders in Ripiensachen.

 Die Hoboe geht von bis in Ripiensachen; Solospieler gehen, wie die Violinisten, viele Töne höher. Das Fagot geht von bis auch wohl in die Höhe. Der Umfang der Ripiensingstimmen ist schon an anderen Orten angezeigt.

 

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1 S. Stimmen.

 


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