Unterhaltende Rede

Unterhaltende Rede. (Beredsamkeit) Eine förmliche Rede wobei man keine höhere Absicht hat als den Zuhörer über einen Gegenstand angenehm zu unterhalten und wobei Unterricht und Rührung nur beiläufig vorkommen. Wenn es bei dem allgemeinen und höheren Zweck der schönen Künste anderen erlaubt ist, bisweilen bloß zu ergötzen, so muss man auch der Beredsamkeit dieses nicht verbieten. Bei der öffentlichen Anwendung der Poesie und der Musik wird gar oft bloß auf angenehme Unterhaltung gesehen. Diese kann auch die Beredsamkeit verschaffen. Aber in unseren Zeiten sind wenig Länder, wo man für diese Kunst Geschmack genug hat, um sie zu dergleichen öffentlichen Unterhaltungen anzuwenden. In Frankreich machen sich doch viele ein großes Fest daraus, eine bloß unterhaltende academische Rede zu hören. Es scheint auch, dass ehedem in Athen und in Rom manche Rede, ob sie gleich einen anderen Zweck zu haben schien, von einem großen Teile der Zuhörer bloß als unterhaltend angehört worden und es lässt sich nicht zweifeln, dass nicht in den Odeen der Alten manche bloß unterhaltende Rede vor großen Versammlungen gehalten worden.

 In Deutschland gibt es noch verschiedene Feierlichkeiten, bei denen eine unterhaltende Rede einen wesentlichen Teil der Feier sein sollte. Wären die Veranstaltungen dazu besser als sie zu sein pflegen, so könnten sie vorteilhaften Einfluss auf die Beredsamkeit haben. Man ist aber an viel Orten gegen diese Kunst überhaupt so kaltsinnig, dass ein schlechtes Konzert weit mehr Zuhörer anlockt als die beste öffentliche Rede.

 Von dem Hauptcharakter der unterhaltenden Rede, haben wir bereits anderswo gesprochen.1 Ihr Stoff besteht hauptsächlich in Schilderung interessanter Gegenstände, wobei man weder Unterricht oder Belehrung, noch besondere Rührung zum Zweck hat. Von der Art wären z.B. Lob des Landlebens oder einer anderen Lebensart, Schilderungen der Jahreszeiten; verschiedene Arten der Lobreden auf Personen und Sachen. Was ein bloß angenehmes Schauspiel, ein bloß zum Vergnügen gemachtes Gedicht, eine Landschaft u. d. gl. das ist in ihrer Art die unterhaltende Rede, wozu mehr Wohledenheit als eigentliche Beredsamkeit nötig ist.

 

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1 S. Rede.

 


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