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Erkenntnistheorie


Die Erkenntnistheorie Schopenhauers bildet zunächst die Aprioritätslehre Kante in psychologisierender Weise weiter. Die Anschauungs- und Denkformen sind apriorisch und subjektiv, sie gelten nur für die Welt der Erscheinungen, die als solche keine wahre (absolute) Wirklichkeit hat, sondern eine Art Illusion (»Schleier der Maya«, »Phantasmagorie«, »Gehirnphänomen«) ist (Illusionismus). Das A priori ist die Art und Weise, wie der Prozeß objektiver Apperzeption im Gehirn vollzogen wird. Kant hat die »Kritik der Gehirnfunktionen« geliefert. Das Gemeinsame aller apriorischen Formen der Erkenntnis und des Seins enthält der Satz vom Grunde, das Grundgesetz geistiger Verarbeitung des Erfahrungsmaterials, der allgemeinste Ausdruck für die Verbindung und gegenseitige Abhängigkeit, für die apriorischen Relationen des Erkenntnisgehaltes. »Alle unsere Vorstellungen sind Objekte des Subjekts, und alle Objekte des Subjekts sind unsere Vorstellungen. Nun aber findet sich, daß alle unsere Vorstellungen untereinander in einer gesetzmäßigen und der Form nach a priori bestimmbaren Verbindung stehen, vermöge welcher nichts für sich Bestehendes und Unabhängiges, auch nichts Einzelnes und Abgerissenes Objekt für uns werden kann. Diese Verbindung ist es, welche der Satz vom zureichenden Grunde in seiner Allgemeinheit ausdrückt.« Dieser Satz gilt a priori, aber nur für mögliche Erfahrungen, für Erscheinungen, für Einzelnes, nicht für Ganze des Seins. Je nach der Art der Objekte nimmt der Satz verschiedene Gestalten an, er hat eine »vierfache Wurzel« bezieht sich auf das Sein und Werden, auf das Erkennen und Handeln. 1. Satz vom Grunde des Werdens: »Alle in der Gesamtvorstellung, welche den Komplex der erfahrungsmäßigen Realität ausmacht, sich darstellenden Objekte sind hinsichtlich des Ein- und Austrittes ihrer Zustände, mithin in der Richtung des Laufes der Zeit, durch ihn miteinander verknüpft.« »Wenn ein neuer Zustand eines oder mehrerer realer Objekte eintritt, so muß ihm ein anderer vorhergegangen sein, auf welchen der neue regelmäßig, d.h. allemal, so oft der erstere da ist, folgt. Ein solches Folgen heißt Erfolgen und der erstere Zustand ist die Ursache, die zweite die Wirkung.« 2. Satz vom Grunde des Erkennens: dieser besagt, »daß, wenn ein Urteil eine Erkenntnis ausdrücken soll, es einen zureichenden Grund haben muß«. 3. Satz vom Grunde des Seins: »Raum und Zeit haben die Beschaffenheit, daß alle ihre Teile in einem Verhältnis zueinander stehen, in Hinsicht auf welches jeder derselben durch einen anderen bestimmt und bedingt ist. Im Raum heißt dieses Verhältnis Lage, in der Zeit Folge.« 4. Satz vom Grunde des Handelns (Gesetz der Motivation): »Bei jedem wahrgenommenen Entschluß, sowohl anderer als unser, halten wir uns berechtigt, zu fragen, Warum?, d.h. wir setzen als notwendig voraus, es sei ihm etwas vorhergegangen, daraus er erfolgt ist und welches wir den Grund, genauer das Motiv der jetzt erfolgenden Handlung nennen.«


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Seite zuletzt aktualisiert: 25.10.2006