Patriotismus


[D 440] Es gibt heuer eitle gewisse Art Leute, meistens junge Dichter, die das Wort Deutsch fast immer mit offnen Naslöchern aussprechen. Ein sicheres Zeichen, dass der Patriotismus bei diesen Leuten sogar auch Nachahmung ist. Wer wird immer mit dem Deutschen so dicke tun? Ich bin ein deutsches Mädchen, ist das etwa mehr als ein englisches, russisches oder otaheitisches? Wollt ihr damit sagen, dass die Deutschen auch Geist und Talent besitzen? O das leugnet nur ein Unwissender oder ein Tor. Ich stelle mich zum Beweis, wenn er sich zur Behauptung stellt. Er sei Prinz, Duc, Bischof, Lord, Aldermann, Don oder was er will. Gut, das ist ein Narr oder Unwissender, wer das leugnet, das nehme ich schlechtweg an. Ich bitte euch Landesleute, laßt diese gänzlich unnütze Prahlerei, die Nation, die uns verlacht, und die, die uns beneidet, müssen sich darüber kützeln, zumal wenn sie inne werden, dass es ihnen gesagt sein soll.

 

[L 281] Der Patriotismus, Vaterlands-Liebe ist das Kriegs-Genie der Nationen. Nationen, die ohne Patriotismus streiten, sind Mechaniker, zugestutzte, abgerichtete Krieger ohne das eigentliche Genie. Dass auch hier brave Menschen durch Ehrgeiz, lebhaftes Gefühl der Pflicht getrieben etwas tun können, das nicht nach der Gilde riecht, versteht sich von selbst. Das ist aber subordiniertes, nicht primäres Genie (besser). Das Genie der Nation ist gar sehr von dem der Individuen verschieden. Dieses einmal zu betrachten.

 


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