Bei Graf Keyserling in Rautenburg?
Ob Kant nach diesen beiden noch eine dritte Hauslehrerstelle im Hause des Grafen von Keyserling-Rautenburg im Kreise Tilsit-Niederung bekleidet hat, ist sehr zweifelhaft. Zu der von uns an anderer Stelle ('Kants lieben', S. 34—36) dagegen erhobenen Bedenken, auf die wir hier verweisen, tritt noch der oben wiedergegebene Eindruck des Briefes nach Arnsdorf. Vielleicht sind die von dieser dritten "Kondition" redenden Nachrichten dadurch zu erklären, dass Kant in seiner ersten Magisterzeit oder kurz vorher jede Woche ein- oder einigemal mit dem Wagen nach dem zwei Meilen südwestlich von Königsberg gelegenen Truchseßschen Schlosse Capustigall zum Privatunterricht geholt wurde; unter seinen dortigen Zöglingen könnte auch ein Sohn seiner edlen Gönnerin oder Freundin (s. Buch II, Kap. 5), der Gräfin Keyserling, gewesen sein, die eine geborene Truchseß-Waldburg war. Aller Wahrscheinlichkeit nach weilte der Philosoph seit 1754 wieder dauernd in seiner Vaterstadt; denn von dort ist nicht bloß der Brief an den jungen Hülsen datiert, sondern auch verschiedene andere Gründe, die wir weiter unten kennenlernen werden, sprechen dafür.