Die einzelnen Unterrichtsfächer.
Der Stundenplan


Als Immanuel Kant im Sommer 1732 in die Lateinschule des Kollegiums eintrat, zählte dieselbe 187, die "deutsche" 292 Schüler; 36 Zöglinge, später mehr — 1734 z. B. 56 — wohnten im Anstaltsgebäude, einem einfachen Bau an der Landhofmeisterstraße, einer Seitenstraße der "Neuen Sorge".*) Auch ein Teil der 26 an der Anstalt unterrichtenden Lehrer hatte dort seine Wohnung. Jeder Schüler bekam zu Anfang des Schulhalbjahres seinen Stundenplan, der ihm für jedes Fach die ihm zukommende Klasse zuwies. Der kleine Immanuel z. B. wurde nach Ostern 1732 in die 5. lateinische und 5. Religions-, in die 3. arithmetische und 3. kalligraphische Klasse aufgenommen. Ostern 1735 befand er sich in der 3. lateinischen und 2. arithmetischen und kam in die 2. theologische, 3. hebräische und 3. griechische Klasse. Der Unterricht begann jeden Morgen um 7 und dauerte bis 11, nachmittags von 1—4 Uhr. Die Mittwoch- und Samstag-Nachmittage wurden für den "Privatunterricht" in den nicht obligatorischen Fächern: Französisch, Mathematik (!), Musik, Polnisch u. a. freigehalten. Die erste Vormittagsstunde gehörte an fünf, in den obersten Klassen an vier Tagen der "Theologie", d. h. dem Religionsunterricht. Dann folgten täglich von 8 bis 10 zwei Lateinstunden. Auch die letzte Vormittagsstunde diente in der untersten Klasse der lateinischen Grammatik, während von IV bzw. III aufwärts an drei, später fünf Tagen Griechisch getrieben wurde. Nachmittags 1 Uhr begann für die unteren Klassen der Unterricht mit dem weniger kopfanstrengenden Schönschreiben (Kalligraphie) nebst den damit verbundenen orthographischen Übungen, für die oberen mit Geographie bzw. — Philosophie! Von 2 bis 3 lernten die Kleineren Rechnen, die Größeren Hebräisch. Den Schluß machte von 3 bis 4 Uhr wiederum eine — Lateinstunde.

In welcher Art gestaltete sich nun der Unterricht in den einzelnen Fächern?

 

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*) Unter den Anstaltspensionären waren viele Ausländer: abgesehen von zahlreichen pommerschen Landsleuten von Schultz und Schiffert, auch solche aus Brandenburg, Polen, Schweden, Rußland und namentlich den Ostseeprovinzen. Als Kant in der untersten Klasse saß, gehörte dazu auch ein — Negerknabe, den ein Kriegsrat Manitius von einem Schiffszimmermann freigekauft hatte, um ihn im Collegium erziehen zu lassen. Leider wurde das interessante Experiment schon nach einigen Monaten dadurch abgebrochen, dass der Knabe gewaltsam aus der Anstalt entführt wurde. Und da Offiziere dabei mit im Spiele waren, konnte Schiffert ihn nicht wieder bekommen.


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