Zeiten, Taktzeiten

Zeiten; Taktzeiten. (Musik) Sind die Teile, in welche der Takt eines Tonstücks eingeteilt wird. In den einfachen Taktarten, als 2/2, 2/4, 4/4 und 3/2, 3/4, 3/8, zählt man zwei, vier oder drei Hauptzeiten oder Taktschläge; in zusammengesetzten Taktarten aber muss man außer diesen Hauptschlägen oder Hauptzeiten, noch die kleineren Zeiten unterscheiden, deren drei oder vier eine Hauptzeit ausmachen. So sind im Sechsviertel- und Sechsachteltakt zwei Hauptzeiten zu unterscheiden, deren jede wieder in drei kleinere Zeiten abgeteilt wird; im 12/4 Takte sind vier Hauptzeiten, deren jede wieder in drei kleinere geteilt wird. Im 9/4 und 9/8 Takt sind drei Hauptzeiten, deren jede drei kleinere begreift.

  Die Hauptzeiten sind die, auf deren jede eine besondere Harmonie angeschlagen werden muss, die entweder eben die sein kann, die schon in der vorhergehenden Zeit gehört worden ist oder eine neue. Wo durchgehende Töne vorkommen, entstehen noch kleinere Taktteile, die aber nicht mehr für Zeiten gerechnet werden.

 Diese Zeiten sind, wie die Silben der Wörter lang oder kurz; das ist, einige werden durch den Nachdruck des Vortrages schwer, andere durch leichten Vortrag leicht. Man nennt die schweren Zeiten auch gute, die leichten, schlechte Zeiten. Von der genauen Beobachtung des schweren und leichten der verschiedenen Taktzeiten hängt der Charakter und Geist der Melodie hauptsächlich ab, wie anderswo ausführlicher gezeigt worden.1 Nichts ist deswegen so wohl beim Satz als beim Vortrag wichtiger als dass die Einrichtung oder Beobachtung der verschiedenen Zeitsystemen auf das genaueste überlegt und abgepasst werde. Wie das schwere und leichte der Zeiten im ersten Takt ist, so muss es durchaus in allen folgenden sein. Es ist aber eine allgemeine Regel, dass in allen Taktarten, die erste Zeit schwer sei. In den geraden Taktarten wechselt das leichte und schwere meistenteils so ab, dass die erste, dritte, fünfte und überhaupt die Zeiten, die auf ungerade Zahlen fallen, schwerer sind als die zweite, vierte, sechste und alle auf gerade Zahlen fallende Zeiten. Im ungeraden Takt aber hat dieses beständige Umwechseln des schweren und leichten nicht statt; sondern da ist allgemein die erste Zeit lang, die beiden anderen aber sind kurz. Doch können die kurzen Zeiten durch Anbringung sowohl wesentlicher als zufälliger Dissonanzen lang gemacht werden. Aber da diese mit mancherlei Schwierigkeiten verbundene Materie im Artikel Takt ausführlich behandelt worden, so können wir uns hier darauf berufen.

 Die genaue Unterscheidung der guten und schlechten Zeiten, ist nicht bloß des Vortrags halber, sondern wegen der schicklichen Anbringung der dissonierenden Töne, notwendig. Wo zufällige Dissonanzen oder Vorhalte vorkommen, müssen sie mit ihrer Auflösung allemal zwei Hauptzeiten einnehmen, eine gute für die Dissonanz und eine schlechte für die Auflösung: die bloß durchgehenden Noten hingegen nehmen in allen Fällen nur eine halbe Zeit ein. Was hierüber noch zu merken ist, hat Murschhauser am deutlichsten und vollständigsten angezeigt.2

 

__________________

1 S. Takt.

2 S. dessen hohe Schule der musikalischen Komposition S. 35. 83. und 96.

 


 © textlog.de 2004 • 09.10.2024 08:12:55 •
Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  Z