Rezensenten
[D 200] Wenn die Frankfurter Rezensenten wüßten, wie sie bei vernünftigen Leuten stünden, so würden sie gewiß jeden loben, den sie verworfen wissen wollen.
[D 210] In einer gewissen Zeitung, ich weiß nicht mehr in welcher, tut ein Rezensent einen Ausfall auf die in philosophischen Schriften heutzutage überall hergeholte Metapher, wodurch sich die Verfasser das Ansehen eines tiefen Durchdenkens zu geben wüßten. Dieses ist eine mechante Art zu räsonieren, wenn sie nicht mit Beispielen belegt wird. Ich denke der Rezensent, der so spricht, hat einmal gelesen, dass ein Mann, den er unter sich geglaubt hat, einen Gedanken, der tiefsinniger war, als er sie selbst zu haben pflegte, gleichsam in einer Metapher, die auf einmal so viel faßte, als des Rezensenten ganzer Vorrat wert war, weggeworfen hat, und nun weiß er sich auf keine andere Art mehr zu trösten, als dass er annimmt, seichte Denker könnten sich das Ansehen, als wären sie tiefsinnige, vermittelst Metaphern geben. Lieber hätte er sagen sollen, einem feurigen Denker sind oft die Verhältnisse, welche schwachnervige allzu behutsame Philosophen für sehr schwer zu finden und einzusehen halten, Kinderspiel. Solche Regeln wie die obigen, wodurch man mit einem Anstand von philosophischer Gewissenhaftigkeit alle Wege verdächtig zu machen sucht, die nicht der unsrige sind, sind, so viel mir bewußt, das Mittel wodurch oft Rezensenten ihrer Seichtigkeit den Anstrich des Durchgedachten zu geben wissen. Nur noch ein paar solche Regeln gemacht, so wird Shakespear, nach ihnen gerichtet, nichts als ein witziger Metaphern-Placker, weil er vermutlich zu seinen Bemerkungen nicht durch den Weg des hypochondrischen Grübelns gekommen ist.
[E 488] Nichts gefällt dem Apoll besser, als [wenn] man ihm einen mutwilligen Rezensenten schlachtet.
[J 36] Ob ich gleich weiß, dass sehr viele Rezensenten die Bücher nicht lesen, die sie so musterhaft rezensieren, so sehe ich doch nicht ein, was es schaden kann, wenn man das Buch liest, das man rezensieren soll.