Langeweile
Was ist die Langeweile doch schrecklich - ja, schrecklich langweilig! ich weiß keinen stärkeren Ausdruck, keinen richtigeren. Wird doch nur vom Gleichen das Gleiche erkannt. Möchte es einen höheren Ausdruck geben, einen kräftigeren: dann wäre doch noch eine Bewegung darin. Ich liege hinge-streckt, untätig; das einzige, was ich sehe, ist Leere, das einzige, wovon ich lebe, ist Leere, das einzige, worin ich mich bewege, ist Leere. Nicht einmal Schmerz empfinde ich. Der Geier nagte doch beständig an Prometheus' Leber; Loke träufelte doch beständig noch Gift darauf. Das war doch eine Abwechse-lung, wenn auch eine einförmige. Selbst der Schmerz hat das Belebende, das ihm eigen ist, für mich verloren. Biete man mir alle Herrlichkeiten der Welt, oder alle Plagen der Welt: sie rühren mich gleich viel und gleich wenig. Ich würde mich nicht auf die andere Seite umwenden, weder um sie zu gewinnen, noch um ihnen zu entfliehen. Ich sterbe des Todes. Und was sollte mich zerstreuen können? Ja, wenn ich eine Treue zu sehen bekäme, die jede Probe bestünde, eine Begeisterung, die alles auf sich nähme, einen Glauben, der Berge versetzte; wenn ich einen Gedanken vernähme, der das Endliche verknüpfte mit dem Unendlichen! Aber der giftige Zweifel meiner Seele zerfrißt alles. Meine Seele ist wie das tote Meer, über welches kein Vogel hinfliegen kann; ist er bis in die Mitte gekommen, so sinkt er ermattet hinab in Tod und Untergang.
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