Der Feldzug in Pfalz und Baden


Inzwischen hatten sich die badischen und auch zum Teil die bayrischen Truppen (soweit sie in der Rheinpfalz standen) dem Aufstande angeschlossen. An die Stelle ihrer Offiziere, die mit kaum nennenswerten Ausnahmen ihrem Eide treu blieben, traten vielfach Revolutionärs vom Fach. Mieroslwaski übernahm die Oberleitung.

Drei Korps setzten sich zur Bekämpfung der Aufständischen in Marsch. Das erste dieser Korps wurde vom General von Hirschfeld, das zweite vom General Graf Gröben, das dritte, aus deutschen Kontingenten gemischte, vom Generalleutnant von Peucker kommandiert. Den Oberbefehl über die Armee übernahm der damalige Prinz von Preußen.

Unsere Vierundzwanziger kamen zum Hirschfeldschen Korps. Es war mehr ein Marschieren als ein Bataillieren, und zuletzt, als die Murglinie seitens der Aufständischen erreicht war, setzten sie sich, um einen letzten entschlossenen Widerstand zu versuchen. Dies führte am 29. und 30. Juni zu den ziemlich blutigen Gefechten bei Kuppenheim, von denen das eine diesseits, das andere jenseits der Murg geschlagen wurde. An dem Gefechte diesseits der Murg (29.) nahmen unsere Musketierbataillone, an dem Gefechte jenseits der Murg (30.) unsere Füsiliere teil. Besonders zeichnete sich am 29. das 2. Bataillon aus. »Das Erscheinen des 2. Bataillons 24. Regiment war entscheidend. Die Freudigkeit, mit der es ins Gefecht ging, ist über alles Lob erhaben, und bald war auch das verlorengegangene Terrain 52) und noch mehr gewonnen. Der Feind zog eilig über die Murg nach Kuppenheim ab.«

Die verschiedenen Gefechte, die am 30. Juni stattfanden, entschieden über das Schicksal der Insurgentenarmee. Ein Teil warf sich nach Rastatt hinein, das sich bis zum 23. Juli hielt. Der Rest zerstob in alle Winde.

Damit war der Feldzug abgeschlossen, unsere Vierundzwanziger aber wurden dem Okkupationskorps zugeteilt, das bis November 1850 in Baden verblieb.

 

Die Verluste in allen Kämpfen des Jahres 1849 (Dresden, Iserlohn, Baden) stellten sich für unser Regiment wie folgt:

 

Dresden:   

6 Tote,   

13 Verwundete. 

Iserlohn: 

2 Tote,  

4 Verwundete.  

Baden: 

3 Tote,   

18 Verwundete. 

 

Damals hatten diese Zahlen ein Gewicht; jetzt blicken sie uns bescheiden an. Bei Vionville gab es Sekunden, die mehr kosteten als alle diese Kämpfe zusammengenommen.

 

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52) Das Gefecht bei Kuppenheim stand eine Zeitlang nicht allzu günstig für uns. Die badenschen Truppen, auch einige Freischärlerabteilungen, schlugen sich gut, dazu war Mieroslawskis Begabung unzweifelhaft. Unsere neunundvierziger Kriegführung ist überhaupt mannigfach getadelt worden und vielleicht nicht ganz mit Unrecht. Aber die Schwierigkeiten waren groß, und über alles genialisch Feldherrliche hinaus wurden die Gemüter damals von der Frage beherrscht: »Wie nah sind wir den badisch-militärischen Zuständen, oder wie weitab von ihnen?« Die Treue bedeutete alles, die Strategie wenig. Das will erwogen sein.




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Seite zuletzt aktualisiert: 04.10.2007 
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