Schluß des Berichts über das Gespräch bei John Morton


Als der Kardinal merkte, dass kein Ende abzusehen war, gab er dem Narren einen Wink, sich zu entfernen, lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema und Stand bald darauf vom Tische auf, seinen Schützlingen Audienz zu erteilen, und entließ uns so. —

Lieber Morus, ich habe dich mit einer gar langen Erzählung behelligt, und ich hätte mich wahrhaftig geschämt, es zu tun, wenn du mich nicht dazu aufgemuntert und wirklich begierig geschienen hättest, jenes Gespräch bis auf die kleinsten Umstände zu erfahren. Ich mußte das, wenn auch gedrängter, alles erzählen, um das Urteil derjenigen zu beleuchten, die, was ich vorbrachte, geringschätzig behandelten, dann aber, als unmittelbar darauf der Kardinal es billigte, beifälligst beistimmten, so sehr beistimmten, dass sie sogar die Witze jenes Schmarotzers, die der Kardinal Scherzes halber passieren ließ, mit Schmeicheleien bedachten, und beinahe als trockenen Ernst nahmen. Daraus kannst du abnehmen, wie viel meine Ratschläge bei den Hofleuten gelten würden.

»In der Tat, lieber Raphael,« erwiderte ich, »du hast mir einen großen Genuß bereitet, denn du hast durchweg weise und zugleich in gefälliger Form gesprochen. Ich habe mich nicht nur ins Vaterland, sondern durch die wohltuende Erinnerung an jenen Kardinal, in dessen Palaste ich erzogen bin, gewissermaßen sogar in meine Knabenzeit zurückversetzt gefühlt, und du glaubst nicht, guter Raphael, wie viel teurer du mir durch die Auffrischung der Erinnerung an jenen Mann, den du hoch hältst, geworden bist, obwohl ich dich bis jetzt schon so sehr wertschätzte. Im Übrigen kann ich keineswegs von meiner Meinung abgehen, dass du, wenn du dich nur selbst dazu bringen könntest, vor den Fürstenhöfen nicht zurückzuscheuen, dem Gemeinwohle durch deinen Rat und deine Stimme ungemein viel nützen könntest. Das ist sogar deine höchste Pflicht, die Pflicht eines trefflichen Mannes. Denn wenn nun dein Plato die Ansicht hegt, dass die Staaten dann erst vollkommen glücklich sein werden, wenn entweder die Philosophen regieren oder die Könige Philosophie treiben, wie weit muß da das Glück noch im weiten Felde stehen, wenn die Philosophen es verschmähen, den Königen ihren guten Rat zuteil werden zu lassen.«


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