Ein Philosoph kann weder Staatsmann noch
Fürstendiener sein
Und so würde ich im Rate der Fürsten wohl ebensowenig erreichen. Denn entweder, ich muß von der bisherigen Meinung Abweichendes vorbringen, und da wäre es eben so gut nichts zu sagen, oder ich muß dasselbe wie sie sagen, und so der Unterstützer, wie Mitio bei Terenz sagt, ihrer Torheit sein. Denn ich weiß nicht, wozu dein indirektes Verfahren führen soll, wonach du meinst, man müsse, wenn man nicht alle Verhältnisse gut gestalten könne, sie so leidlich einzurichten bestrebt sein, dass sie möglichst wenig schlecht seien. Denn hier ist nicht der Ort zur Verstellung oder zum Augenzudrücken: die schlechtesten Ratschläge müssen offen und unverhohlen gebilligt und Beschlüssen, so verderblich wie die Pest, muß unweigerlich beigetreten werden. Einem Spion, ja fast einem Verräter gleich zu achten ist, wer unehrlich gegebene Ratschläge heimtückischer Weise lobt. Ferner ist dir keine Gelegenheit gegeben, dich nützlich zu erweisen, wenn du unter solche Kollegen versetzt wirst, die eher den besten Mann korrumpiren, als dass sie selbst gebessert werden; oder, wenn du selbst gut und unverdorben bleibst, wirst du fremder Bosheit und Dummheit zum Deckmantel dienen — weit gefehlt also, dass du mit deiner indirekten Weise etwas zum Bessern wandeln kannst!
Ebendarum erklärt Plato in einem wunderschönen Gleichnisse, warum die Weisen sich mit vollem Rechte der Befassung mit dem Staate enthalten sollen. Denn wenn sie das Volk bei endlosen Regengüssen sich in Scharen auf der Straße herumtreiben und bis auf die Haut durchnäßt werden sehen, und es doch nicht dazu bringen können, aus dem Regen zu gehen und sich nach Hause zu begeben, so bleiben sie selbst wohlweislich in ihren eigenen Häusern, da sie wissen, es würde ihnen doch nichts nützen, wenn sie auch hinausgingen und selber mit angeregnet würden, indem sie froh sind, wenn sie schon der fremden Torheit nicht steuern können, doch wenigstens selbst trocken zu bleiben.