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Naturphilosophie


Damit ist Schelling in seine naturphilosophische Periode eingetreten. Die Naturphilosophie Schellings tritt der empirischer quantitativ-mechanistischen Erkenntnisweise der Natur gegenüber als »spekulative Physik« auf dynamischer Grundlage, methodisch als »höhere Erkenntnis« der Natur auf. Die Naturphilosophie betrachtet die Natur, wie sie in Gott ist, sie erhebt sich über die einzelnen Erscheinungen und Produkte zur Idee dessen, worin sie eins sind und aus dem sie als gemeinschaftlichem Quell hervorgehen. Der Zweck der Naturphilosophie ist nicht Anwendung der Philosophie auf Naturwissenschaft, sondern, »die Naturwissenschaft selbst erst philosophisch entstehen zu lassen«. In apriorisch-konstruktiver Weise werden die Naturphänomene gedeutet. Die Tendenz aller Naturwissenschaft ist hierbei, wie Schelling später bemerkt, »von der Natur aufs Intelligente zu kommen«, die Natur in Intelligenz aufzulösen. Die Natur ist nach Schelling der »sichtbare Geist«, unbewußte Intelligenz, die erst im Menschen sich ganz zum Objekt wird. In der Natur, der einen Seite des »Absoluten«, ist das ganze Absolute erkennbar. Sie ist die »Hülle, in welche der Akt des ewigen Produzierens sich kleidet«. Dieses ewige Handeln des Absoluten, Identischen hat zwei Seiten, eine reale und ideale. »Die reale Seite jenes ewigen Handelns wird offenbar in der Natur; die Natur an sich oder die ewige Natur ist eben der in das Objektive geborene Geist, das in die Form eingeführte Wesen Gottes.« Die erscheinende Natur ist das Symbol oder der Leib der schaffenden Natur. In den ersten naturphilosophischen Schriften führt Schelling zunächst alle Naturphänomene auf anziehende und abstoßende Kräfte zurück; auch betont er die Duplizität und Polarität der Erscheinungen. Das Ursprüngliche in der Natur ist das Leben, die Welt ist ein Allorganismus, dessen Prinzip die Weltseele ist, welche die »Kontinuität der anorganischen und der organischen Welt unterhält und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft« (Einfluß von Platons »Timaeus« und von Hölderlin). Die Natur ist in ihren ursprünglichen Produktionen organisch, wirkt mit blinder, bewußtloser Intelligenz, die identisch ist mit dem bewußten Geist. Der Charakter der Natur ist Produktivität, die aber zugleich gehemmt und so Anschauungsobjekt wird. Sie kann aber als unendlich nie ganz zur Ruhe kommen und so besteht überall »der Trieb einer unendlichen Entwicklung«. Jede ursprüngliche Aktion ist individuell, ist eine »Naturmonade«. Alle Materie ist ein »bestimmter Grad von Aktion«, ihre Qualitäten sind Aktionen und der erfüllte Raum ist das »Phänomen eines Strebens«. In der Natur herrscht das Prinzip der »Steigerung«, ein »Trieb und Drang nach immer höherem Leben«. Die Stufenfolge aller organischen Wesen hat sich durch »allmähliche Entwicklung einer und derselben Organisation« herausgebildet. Das Individuum ist hier nur Mittel, Zweck ist die Gattung. Die unorganischen, toten und bewußtlosen Gebilde sind nur mißlungene Versuche der Natur, sich selbst zu reflektieren, nur eine »unreife Intelligenz«. In der Welt steckt ein »Riesengeist«, der »versteinert« ist, aber nach Bewußtsein ringt; im Menschen findet er sich, sich selbst entfremdet, und könnte doch zu sich selber sagen, er sei der Geist, der sich in allem bewegt. In allem ist nur eine Kraft, ein Wechselspiel und Leben (vgl. Goethe, G. Bruno).


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Seite zuletzt aktualisiert: 25.10.2006