
Wechsel der Tageslängen
Ebenso können die Tage beim Schwinden der Nächte sich längen,
Wie sich das Licht muß mindern, sobald sich die Nächte verlängern,
Weil die Sonne, dieselbe, die unter und über der Erde
Wandelt, das Äthergefild durch Bogen verschiedener Größe
Teilet und ungleichmäßig halbiert die himmlische Kreisbahn.
Was sie entzieht auf der einen, das legt sie, wenn sie zurückkehrt.
Dann wieder zu auf der ändern entgegenstehenden Seite,
Bis sie zu jenen Gestirnen des Himmels gelangt, wo des Jahres
Knoten die Schatten der Nacht und des Tages Helligkeit ausgleicht.
Denn auf der Mitte der Bahn, wo der Nordwind bläst und der Südwind,
Hält in gleicher Entfernung der Himmel die Wenden geschieden
Wegen der Lage des ganzen im Tierkreis liegenden Weges,
Den zu durchmessen die Sonne in langsamem Wandel ein Jahr braucht,
Erde und Himmel erleuchtend mit schräg auffallendem Lichte,
Wie es die Rechnung erweist Sternkundiger, welche des Himmels
Örter durch Bilder bestimmt und alle verzeichnet uns haben.
Oder die dickere Luft an gewissen Stellen mag schuld sein,
Daß das zitternde Feuer des Sonnenstrahls unter der Erde
Länger verweilt und nicht leicht durch- und zum Aufgang emporkommt.
Deshalb dauern zur Winterszeit die Nächte so lange,
Bis dann endlich erscheint die strahlende Krone des Tages.
Oder auch, weil in dem Wechsel der Jahreszeiten das Feuer
Später und früher sich pflegt aus den Urelementen zu sammeln;
Deshalb scheinen mir auch mehr jene die Wahrheit zu treffen,
Welche die Sonne sich lassen von einzelnen Stellen erheben,
[Wo sie für jeglichen Tag stets neue Strahlen hervorbringt.]]