Städtegründung und Königsherrschaft


Täglich zeigten sie so, wie durch Feuer und neue Erfindung

Ihr bisheriges Leben zu bessern sei. So begannen

Männer, die mehr als die ändern durch Geist und Verstand sich

bewährten,

Städte zu gründen und dort als Könige Burgen zu bauen,

Die sie als Zufluchtsort und als Schutz für sich selber bestimmten;

Und sie verteilten das Vieh und die Äcker und gaben sie jedem,

Wie nach Gestalt und Kraft des Körpers und Geistes ihm zukam.

Denn viel galt noch die äußre Gestalt, und die Stärke regierte.

     Später erst kam der eigne Besitz, und das Gold ward gefunden,

Gold, das die Starken und Schönen der früheren Ehre beraubte.

Denn in des reicheren Mannes Gefolgschaft reiht in der Regel

Auch der noch so Starke sich ein und der äußerlich Schöne.

Doch wenn der Mensch nach der Wahrheit wüßte ein Leben zu leiten,

Wäre des Reichtums Gipfel: bescheidenes Leben mit Gleichmut;

Denn der bescheidene Mensch kennt niemals wirkliche Armut.

     Aber die Leute erstrebten berühmt und mächtig zu werden,

Um auf gesichertem Grund ihr Lebensschicksal zu bauen

Und als reiche Besitzer behaglich ihr Dasein zu führen.

Freilich umsonst! Denn im Wettkampf sucht auf den Gipfel der Ehren

Jeder zu kommen und macht sich den Weg dorthin nur gefahrvoll.

Und doch, haben sie's endlich erreicht, so stürzt sie bisweilen

Aus der Höhe der Neid wie ein Blitz in des Tartarus Grauen.

Denn gewöhnlich versengt so der Neid wie der Blitz das Erhabne

Und was irgendwie höher sich über das andre emporhebt.

Wieviel besser ist's doch zu gehorchen in Ruhe und Frieden,

Als der gebietende Lenker des Staats und sein König zu werden!

Laß sie daher nur umsonst blutschwitzend weiter sich abmühn

Und sich den engen Weg erkämpfen im Ringen der Ehrsucht.

Denn sie richten sich nur nach der anderen Urteil und stecken

Mehr nach der Leute Geschwätz sich das Ziel als der eignen Empfindung,

Und so ist's, wie es immer schon war und auch künftig noch sein wird.


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Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2005 
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