Schönaich, Die ganze Ästhethik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch


[Christoph Otto Freiherr von Schönaich:] Die ganze Ästhetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch; als ein sichrer Kunstgriff, in 24 Stunden ein geistvoller Dichter und Redner zu werden, und sich über alle schale und hirnlose Reimer zu schwingen. Alles aus den Akzenten der heil. Männer und Barden des jetzigen überreichlich begeisterten Jahrhunderts zusammengetragen, und den größten Wortschöpfern unter denselben aus dunkler Ferne geheiliget von einigen demütigen Verehrern der sehraffischen Dichtkunst 1754. In 8vo. 1 Aphb. 10 Bogen. Dieser Titel ist hoffentlich lang und närrisch genug, um einen hinlänglichen Begriff von dem Buche selbst zu machen. Wenn man es eine Nachahmung des französischen Dictionaire Neologique nennen will, so vergesse man nur nicht, es eine elende Nachahmung zu nennen, so wie man sie von einem geschwornen Gottschedianer erwarten konnte. Wir machen uns Hoffnung, diese Scharteke in dem nächsten Stücke des »Neuesten aus der anmutigen Gelehrsamkeit«, etwann folgender Maßen, angepriesen zu finden: »Endlich einmal ist ein Patriot unter uns aufgestanden, welcher den deutschen Sprachverderbern den Text gelesen, und zu Rettung meiner Ehre bewiesen hat, dass alle diejenigen Ochsen sein müssen, welche an Hallern, Bodmern und Klopstocken, einen Geschmack finden. Man kann ihm für seinen rühmlichen Eifer, meine Sprachkunst den Dichtern als das einzige anzupreisen, wider welches sie nicht sündigen dürfen, nicht genug danken. Ein grammatikalischer Fehler, und wenn er auch oft nur auf einen Druckfehler hinauslaufen sollte, ist ihm, wie billig, ein Schandfleck, der alle Schönheit des Gedanken vernichtet, von welcher ich längst gesagt habe, dass sie einzig und allein auf die richtigen, fließenden und gewöhnlichen Ausdrücke ankomme, wie ich sie in meinen Werken habe, die in jeder Art, ohne Ruhm zu melden, Muster sein können. Mit dem Geiste der Satire ist unser Verfasser vortrefflich ausgerüstet; er schreibt in Tag hinein, er schimpft, er macht Zoten, welches ich alles denjenigen, Kraft meiner Diktatur, erlaube, die sich meiner gerechten Sache annehmen. Nunmehr habe ich, Gott sei Dank, noch Hoffnung, dass unser ›Herrmann‹ über den ›Messias‹, meine Gedichte über Hallers, Grimms Tragödien über Schlegels, Lichtwehrs Fabeln über Gellerts, meine Atalanta über Rosts Schäfergedichte, und alle Geburten meiner getreuen Schüler, über alle Werke derjenigen, die meinen Namen nicht anbeten, siegen werden. Ich wünsche dieses herzlich zur Ehre des gesamten Vaterlandes, und will in guter Hoffnung auch diese Monatschrift mit einigen Artikeln aus angezognem Buche bereichern.« - - Das mag er tun; wir wollen weiter davon nichts sagen, als dass es 12 Gr. kostet, und in den Voßschen Buchläden hier und in Potsdam zu haben ist.


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