Hogarth, Zergliederung der Schönheit


Nachricht von einem neuen Abdrucke der Hogarthschen Zergliederung der Schönheit etc. Wenn irgend ein neues Werk viele Lobsprüche erhalten, und noch mehrere verdient hat, so ist es gewiß des Herrn Hogarths Analisis of Beauty (Zergliederung der Schönheit etc.) Die gelehrten Tagebücher und Zeitungen haben seiner schon zu oft gedacht, als dass der In halt nicht den meisten schon bekannt sein sollte. Hr. Hogarth hatte das Schöne der Formen, als den Gegenstand seiner Kunst auch zum Gegenstande seines phisolophischen Nachdenkens gemacht, und war endlich auf ein Lehrgebäude gekommen, welches einzig und allein geschickt ist, die verschiedenen Begriffe der Menschen von dem, was gefällt, auf etwas gewisses zu bringen, und das elende Sprichwort, dass man über den Geschmack weder streiten könne noch dürfe, aus dem Munde des Pöbels und der Gelehrten zu verbannen. Ihm werden wir es also zu verdanken haben, wenn man bei dem Worte schön, das man täglich tausend Dingen beilegt, künftig eben so viel denken wird, als man bisher nur empfunden hat. Es enthält aber dieses Werk des Hrn. Hogarths keine leeren und unfruchtbaren Betrachtungen, die mit Recht den Namen Grillen verdienen, wenn sie keine praktische Anwendung leiden; sondern der Nutzen desselben erstreckt sich so weit, als sich das Schöne der Formen erstreckt. Alle Künste und Wissenschaften, die sich damit beschäftigen, werden ein neues Licht daraus entlehnen können. Der Philosoph, der Naturalist, der Antiquar, der Redner auf der Kanzel und auf der Bühne, der Maler, der Bildhauer, der Tänzer, haben es fast für ein unentbehrliches Buch zu betrachten. Doch nicht sie allein, sondern auch alle, welche sich mit dem Titel der Kenner begnügen lassen, aber oft von Dingen, wobei es auf die Nachahmung der schönen Natur ankommt, so unbestimmte und widersprechende Urteile fällen, dass sie den Mangel an festen und sichern Begriffen nur allzudeutlich verraten. Ja es fehlt nicht viel, so wird der Nutzen des Hogarthschen Systems auch bis auf das Reich der Mode auszudehnen sein, so dass man auch da, wo man sonst nichts als gelegentlichen Eigensinn wahrnahm, durch Hülfe desselben etwas gewisses wird angeben können. Man weiß, dass Hr. Mylius bei seinem Aufenthalte in England dieses Hogarthsche Werk, unter der Aufsicht des Verfassers, ins Deutsche übersetzt hat. Die Übersetzung ist in London gedruckt, und beträgt, außer den zwei großen Kupfertafeln, nicht mehr als 22 Bogen in Quart. Gleichwohl aber kostet sie weniger nicht als fünf Taler, welches ohne Zweifel ein Preis ist, der die allgemeine Brauchbarkeit derselben sehr verhindert. Was aber nutzt das vortrefflichste Buch, wenn es nicht allen denen in die Hände kommen kann, die es mit Vorteil zu brauchen im Stande sind? Ich habe mich daher entschlossen, diese Myliussische Übersetzung der Welt durch einen neuen verbesserten Abdruck zu überliefern, und mache in dieser Absicht bekannt, dass er in einer Zeit von sechs Wochen wird an das Licht treten können. Die Kupfer werden bereits mit der größten Sorgfalt nachgestochen, und ich schmeichle mir im voraus, dass man sowohl mit diesen, als mit dem Äußerlichen des Drucks zufrieden sein soll. Als eine kleine Vermehrung wird man noch eine aus dem Französischen übersetzte Erklärung der Hogarthschen satyrischen Gemälde beifügen. Zu mehrerer Bekanntmachung des Werks bin ich gesonnen bis zu Ablauf dieser sechs Wochen, einen Taler Vorschuß anzunehmen, für welchen es zu gesetzter Zeit den Herrn Pränumeranten ohne einigen Nachschuß eingehändiget werden soll. Nach Verlauf dieses Termins, werde ich es unter zwei Taler nicht verlassen können. Die Liebhaber werden sich deswegen an mich selbst hier und in Potsdam, oder an jede Buchhandlung, die ihnen ihres Orts am nächsten ist, zu wenden belieben. Für diejenigen, welche allzuweit entfernt sind, wird man auch in Ansehung des Termins gehörige Nachsicht zu haben nicht unterlassen. Berlin; den 1sten Julius 1754.


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