Nietzsche in Basel


Eine Streitschrift

(1909/1910)



Vorrede


Es ist gelegentlich als ein Zeichen des Tiefstands der Philosophie bezeichnet worden, daß sie nicht zu einer restlosen kritischen Bewältigung des Problems Nietzsche gelangte. Ich glaube, der Grundirrtum, den man bei der Beschäftigung mit diesem Philosophen beging, bestand darin, daß man, statt seinem Fingerzeig ins Ganze zu folgen, immer nur die einzelnen »Lehren« vornahm und sie auf ihre Richtigkeit oder Falschheit prüfte. Man gelangte schließlich an einen Punkt, wo sich »die ungeheure Vielheit der Probleme« nicht mehr auf einen Generalnenner bringen ließ.

Die gegenwärtige Broschüre macht zum erstenmal den Versuch, Nietzsche als den zu begreifen, für den er sich zeitlebens selber ausgegeben hat: als den »ersten Immoralisten«. Es geht von seiner Basler Freundschaft mit Richard Wagner und dem Einfluß von F. A. Langes »Geschichte des Materialismus« aus, und würde es sich zum Verdienste rechnen, wenn es wenigstens zur Beseitigung einiger der gröbsten Irrtümer über Nietzsche beizutragen vermöchte.

 


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