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II. [Das psychologische Auswachsen der Mittel zu Zwecken; das Geld als extremstes Beispiel]

 

Die rationellste und einleuchtendste von allen Formen solcher Expansion der Qualitäten ist sicher die der Zweckreihe. Sachlich allerdings erscheint auch diese nicht unbedingt notwendig; denn die Bedeutung, die das an sich gleichgültige Mittel dadurch erhält, daß es einen wertvollen Zweck verwirklicht, brauchte keineswegs in einem darauf übertragenen Werte zu bestehen, sondern könnte eine eigenartige Kategorie sein, die auf die außerordentliche Häufigkeit und Wichtigkeit dieser Konfiguration hin wohl hätte entstehen können. Allein tatsächlich hat nun einmal die psychologische Expansion die Wertqualität ergriffen und nur den Unterschied bestehen lassen, nach dem man den Wert des Endzwecks als absoluten, den der Mittel als relativen bezeichnen kann. Absolut - in dem hier fraglichen, praktischen Sinne - ist der Wert der Dinge, an denen ein Willensprozeß definitiv haltmacht. Dieses Haltmachen braucht natürlich keine zeitlich ausgedehnte Fermate zu sein, sondern nur der Abschluß einer Innervationsreihe, so daß, wenn diese sich in dem Befriedigungsgefühl ausgelebt hat, das Weiterleben des Wollens sich in neuen Innervationen kundgeben muß. Relativ wertvoll dagegen ist ein Objekt, wenn das Fühlen seiner als eines Wertes dadurch bedingt ist, daß seine Verwirklichung die eines absoluten Wertes bedingt; es zeigt seine Relativität darin, daß es seinen Wert in dem Augenblick einbüßt, in dem ein anderes Mittel zu demselben Zweck als das wirksamere oder erreichbarere erkannt wird. Mit dem oben behandelten Gegensatz des objektiven und des subjektiven Wertes fällt der des absoluten und relativen so wenig zusammen, daß sowohl innerhalb der subjektiven wie der objektiven Wertsetzungen der letztere Gegensatz sich entfalten kann. - Ich habe hier die Begriffe des Wertes und des Zweckes ziemlich ungeschieden gebraucht; tatsächlich sind beide in diesem Zusammenhange nur verschiedene Seiten einer und derselben Erscheinung: die Sachvorstellung, die nach ihrer theoretisch-gefühlsmäßigen Bedeutung ein Wert ist, ist nach ihrer praktisch-willensmäßigen ein Zweck.

 


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