19. Zusammenfassung und Feststellung, daß das Wesen der sophistischen Kunst noch nicht entdeckt ist


Fremder: Zuerst laß uns etwas stillstehn und ausruhen, und laß uns bei uns selbst zusammenrechnen, indem wir ausruhen, [231d] als wie vielerlei uns der Sophist erschienen ist: Ich glaube, zuerst wurde er gefunden als reicher Jünglinge wohlbelohnter Nachsteller.

Theaitetos: Ja.

Fremder: Zweitens war er ein Großhändler für die Seele vorzüglich mit Kenntnissen.

Theaitetos: Richtig.

Fremder: Und zeigte er sich nicht drittens als ein Krämer mit eben diesen?

Theaitetos: Ja, und viertens war er uns doch ein Eigenhändler mit Kenntnissen.

Fremder: Richtig erinnert. Das fünfte will ich versuchen anzuführen. [e]Aus der Kampfgeschicklichkeit wurde er nämlich als ein Kunstfechter im Streitgespräch abgesondert.

Theaitetos: Das war er.

Fremder: Das sechste war freilich zweifelhaft; doch haben wir es ihm eingeräumt und sagen, er sei der, der von Meinungen reinigt, welche in der Seele den Kenntnissen im Wege stehn.

Theaitetos: Auf alle Weise.

Fremder: [232a] Merkst du nun nicht, daß, wenn einer als vieler Dinge kundig sich zeigt und doch nur mit dem Namen einer Kunst benannt wird, dies nicht eine gesunde Vorstellung sein kann, sondern dass offenbar der, dem dies mit einer Kunst begegnet, dasjenige an ihr nicht zu entdecken weiß, worauf alle jene verschiedenen Kenntnisse abzwecken, weshalb er auch mit vielen Namen statt eines den, der sie besitzt, benennt?

Theaitetos: Hiermit mag es wohl diese Bewandtnis eigentlich haben.


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