Mahnung


Willst vor dir selbst in Ehren du bestehn,

darfst du mit einem Weib zu Gott nicht gehn.

 

Denk dreist vor jedem heiligen Gesicht:

so scheint es; doch grad diese ist es nicht!

 

Erspar der Wahrheit allen harten Streit.

Gewahr des Spieles dieser Scheinbarkeit.

 

Denn dringst du tiefer, geht es abwärts; und

gehst auf den Grund du, schwindet dir der Grund.

 

Wie deine Seele auch betreut das Haus:

die andere fand anderwärts hinaus.

 

Und hast in einem Luftschloß du gewohnt,

so war sie längst bei einem Mann im Mond.

 

Dein Wort vermaß sich; und es blieb ein Schall.

Ein jeder Narr hat seinen Ausnahmsfall.

 

 

 

Nr. 551, XXII. Jahr 

August 1920.


 © textlog.de 2004 • 11.05.2025 20:17:36 •
Seite zuletzt aktualisiert: 19.01.2007 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright Die Fackel: » Glossen » Gedichte » Aphorismen » Notizen