Ich - Feuerbach, Avenarius, Lotze
Auf den Leib bezieht das Ich L. FEUERBACH. Im psychologischen Organismus erblickt das Ich BAIN (Ment. Scienc. p. 402), in gewisser Beziehung auch im Willen (Sens. and Int.3, p. 342). Nach C. GÖRING ist das »Ich« nichts als das »persönliche Fürwort, welches in Rücksicht auf seinen Inhalt durchaus bestimmt wird von der Auffassung des Namens, welcher es vertritt« (Syst. d. krit. Philos. I, 162). Für den natürlichen Menschen ist das Ich der Leib (l.c. S. 169). Das Ich als solches ist eine Abstraktion, es besteht in Wirklichkeit nur mit und in Bewußtseinsinhalten (ib.). Nach R. AVENARIUS ist das Ich eins mit dem Individuum. Das »Ich«-Bezeichnete ist mit der »Umgebung« als ursprünglicher »Befund« gegeben, es bildet das »Zentralglied« einer »Principialcoordination«, deren »Gegenglied« die Umgebung ist (Der menschl. Weltbegr. S. 82 ff.; Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18. Bd., S. 405). Wissenschaftlich tritt an die Stelle des Gesamtindividuums das »System C« als dessen Repräsentant (»empiriokritische Substitution«, Weltbegr. S. 87). Als Kraft, lebendige Wirksamkeit, Willenstätigkeit im Zusammenhang eines Bewußtseins tritt das Ich bei einer Reihe von Philosophen auf. PLATNER erklärt: »Das Selbstgefühl von meinem Ich ist nicht ein Haufen von Ideen, sondern das Gefühl einer Kraft, welche Ideen behandelt, selbst nicht wechselt, jedoch sich verändert, d.h. übergehet von einer Art des Seins auf die andere, und ihre eigene Beharrlichkeit von dem Wechsel ihrer Zustände klar unterscheidet« (Philos. Aphor. I, § S66). MAINE DE BIRAN unterscheidet »moi phénomenal« und »moi nouménal«. Das Ich ist Wille. Es ist »une force hyperorganique naturellement en rapport avec une résistance vivante« (Ess. I, sct. II, ch. 1). »Je sais une force agissante« (Oeuvr. III, p. 18). Es gibt eine »apperception interne immédiate ou conscience d'une force, qui est moi« (l.c. III, 5). »Le moi s'apercoit... primitivement, et il s'entend à la foi au titre d'être réellement existant dans un temps par son opposition à tout ce qui est appellé chose ou objet« (l.c. III, 13). Das Ichbewußtsein ist die Quelle der metaphysischen Begriffe. Auch DESTUTT DE TRACY bestimmt das Ich als Wille (E1. d'idéol. IV, p. 72; vgl. IV, 67, 69). Nach J. G. FICHTE findet sich das Ich wesentlich als wollend (Syst. d. Sittenl. S. 8). Nach FORTLAGE besteht das Ich in einem »System von Trieben« (Psychol. II, § 73). Nach LOTZE ist die Ichheit etwas Ursprüngliches. »Jedes Gefühl der Lust oder Unlust, jede Art des Selbstgenusses, enthält für uns den Urgrund der Persönlichkeit, jenes unmittelbare Für-sich-sein...« (Mikrokosm. III2, 567). Denkbar ist das Ich nur in Beziehung auf das Nicht-Ich, aber erlebbar ist es schon vorher außer jeder solchen Beziehung (l.c. S. 568). Nach TEICHMÜLLER ist das Ich Substanz (N. Grundleg. S. 156). Es ist »der gemeinsame Beziehungspunkt für alles im Bewußtsein gegebene reale und ideelle Sein« (l.c. S. 167). Die Ichheit ist in allen qualitativ identisch (ib.), aber die vielen Iche sind numerisch verschieden (ib.). Das Ich ist zeitlos (l.c. S. 170). Es ist Bedingung und Prototyp des Substanzbegriffes (l.c. S. 171 ff.). Nach R. HAMERLING ist das Ich nichts außer und neben seinen Bestimmungen, aber es ist doch real (Atomist. d. Will. I, 220). Die Setzung der eigenen Existenz ist eine absolut gültige (l.c. S. 223). Das Ich ist ein Aktives, es ist ein Geschehen, ein Lebensprozess (l.c. S. 232). »Das Ich als Subjekt ist das allgemeine, unändliche, absolute, das Ich als Objekt das endliche, individuelle Ich, mit dem besondern Inhalt seiner Vorstellungen und Willensakte« (l.c. S. 233). Es gibt einen »Ichsinn« (l.c. II, S. 154 ff.). HORWICZ erblickt im Ich das allerrealste Wesen, die Ichheit ist der Quell des Dingbegriffes (s. d.) (Psychol. Analys. II, l27, 150). Nach TH. ZIEGLER ist das Ich »nichts neben seinem Fühlen, Vorstellen oder Wollen« (Das Gef.2, S. 70); dem Ichbewußtsein liegt das Gefühl zugrunde (l.c. S. 68).