Ursache - Harms, Hartmann, Lipps, Nietzsche, Dilles

Nach HARMS ist die Kausalität der Dinge »allein enthalten in ihren immanenten und bleibenden Kräften, welche alle Veränderungen und alles Geschehen bedingen. Alle Veränderungen der Dinge, alles werden und Geschehen ist Wirkung und niemals Ursache« (Psychol. S. 72). Nach R. SEYDEL ist Ursache eine »nötigende Bedingung«. Das Wirken kann nur im Innern der Wesen vorgehen (Religionsphilos. S. 100). Nach E. V. HARTMANN setzt sich die Ursache aus konstanten und veränderlichen Bedingungen zusammen, »Zu den ersteren gehören die bei dem Vorgange mitwirkenden Individuen vom Absoluten herunter bis zu den Uratomen, zu den letzteren die von ihnen bei dem Vorgange entfalteten Tätigkeiten.« »Wenn ein Individuum durch sein Dasein die konstante und durch seine Tätigkeit die variable Bedingung einer Wirklichkeit liefert, so heißt es im eminenten Sinne Ursache« (Kategorienlehre, S. 377 ff.). Zureichende Ursache ist der vollständige Bedingungskomplex (l. c. S. 380). »Was wir für Erkenntnis der Ursachen in der objektiv realen Sphäre halten, ist also eigentlich nur Erkenntnis derjenigen Bedingungen, die in quantitativ hervorragenden Maße auf den Ausfall der Wirkungen von Einfluß sind. Wir erkennen nicht den vollen und ganzen Strom der Kausalität, sondern die Sonderströmungen und Wirbel in diesem Gesamtstrom« (ib.). Auch die Nebenwirkungen entziehen sich der Berechnung (l. c. S. 381). »Vollständige Ursache in jedem Augenblick ist der in ihm gegebene Weltzustand mit allen seinen Einzelheiten als universeller Komplex. aller Bedingungen« (l. c. S. 382). Nach LIPPS ist Ursache »der genügende, also widerspruchslos nötigende und zugleich notwendige« Grund (Gr. d. Seelenleb. S. 431), »dasjenige, das als bereits in der objektiven Wirklichkeit gegebene gedacht werden muß, wenn ein anderes, die ›Wirkung‹, als objektiv wirklich soll gedacht werden können« (Gr. d. Log. S. 84), »der Grund, mit dem die Folge zugleich gegeben und aufgehoben ist« (Zeitschr. f. Psychol. I, 261. Zur Psychol. d. Kausal.). VOLKELT erklärt: »Derjenige Faktor, an dessen Vorhandensein unabänderlich das Eintreten oder Bestehen eines andern geknüpft ist, heißt die Ursache« (Erfahr. u. Denk. S. 226). - Nach RIEHL bilden Ursache und Wirkung in Wirklichkeit einen einzigen Vorgang. Die Wirkung ist nichts als die »Gesamtheit ihrer ursächlichen Momente« (Philos. Krit. II 2, 239). Ursache und Wirkung müssen coexistieren. »B entsteht auf Kosten von A. A hat in dieser Form erst dann aufgehört zu existieren, sobald B vollständig an seine Stelle getreten ist« (l. c. S. 268). UPHUES bemerkt: »Auf Zusammengehörigkeiten der Teile zusammengesetzter Vorgänge... kommt das zurück, was wir hervorbringende Ursache nennen« (Psychol. d. Erk. I, 75). Nach NIETZSCHE gibt es keine Zweiheit von Ursache und Wirkung. das sind nur von uns isolierte und selbständig fixierte Teile des Geschehens (WW. V, 109). M. KAUFFMANN bestimmt: »Bin Objekt kann an zwei Stellen in der Zeit begrenzt sein, da es einen Beginn und ein Ende in ihr haben kann. Diejenigen Objekte, welche andere Objekte auf der Seite des Anfanges begrenzen, heißen Ursachen. diejenigen, welche sie auf der Seite des Aufhörens begrenzen, heißen Wirkungen« (Fundam. d. Erk. S. 19) Nach HÖFFDING sind uns die Dinge stets als »Glieder eines Zusammenhanges gegeben«. Die Wirkung ist die kontinuierliche Fortsetzung einer Veränderung. Wir suchen »das Geschehende als einen kontinuierlichen Prozess aufzufassen, dessen erstes und letztes Glied wir Ursache und Wirkung nennen«. Der Kausalbegriff ist der Ausdruck für das Suchen nach Zusammenhang, in welchem das Bewußtsein sich stets gleich bleiben kann (Psychol.2 S. 288 ff.). L. DILLES betont, »daß in der wahren Ordnung der Dinge Ursache und Wirkung als voneinander getrennte nicht vorkommen«. Das Wirken (s. d.) der Dinge ist »nur ein essentielles« (Weg zur Met. I, 261). Die »kontinuierliche Fortsetzung« ist es allein, welche uns zwei Erscheinungen als kausal verknüpft erscheinen läßt (l. c. S. 263). »Gleiche Umstände wie früher, gleiche Erfolge wie früher« - das Kausalgesetz ist ein »intuitiver Schluß«, weil der Verstand unmittelbar es erfaßt, »daß das Wirken der Berührungssphären nicht ein von ihrem Wesen Verschiedenes sein kann, sondern mit ihm eins ist« (l. c. S. 268). -


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