Übel - Bayle, Leibniz, Wolf, Plattner, Kant


Nach BAYLE kommt das Böse nicht von Gott (Dictionn., »Manichéens«). Eine systematische Theodicee gibt LEIBNIZ. Das physische Übel (Schmerz) dient der Strafe und Besserung, das moralische Übel (die Sünde) ist ein Produkt der Willensfreiheit, das metaphysische Übel aber gehört zur Weltordnung, es war in der Sphäre der ewigen Wahrheiten als eine Möglichkeit eingeschlossen, mußte verwirklicht werden, als zum Wesen des Endlichen gehörend, dem Gott nicht alle Vollkommenheit mitteilen konnte. Das Übel trägt zur Vollkommenheit des Weltganzen bei, ist eine »Beraubung«, wirkt Gutes (Theodic. I B, § 23 ff., 31 ff., 153). »Tout don parfait venant du père des lumières au lieu que les imperfections et les défauts des opérations viennent de la limitation originale que la création n'a pu manquer de recevoir avec le premier commencement de son être par les raisons idéales qui la bornent« (l. c. I, § 30 ff.). CHR. WOLF erklärt: »Da... alles, was wir Übel und Böses nennen, aus den Einschränkungen der Dinge herstammt, so hat Gott bei dem Übel und dem Bösen nichts mit zu tun, sondern es ist der Creatur ihr eigenes« (Vern. Ged. I, § 1056). Die Relativität der Übel betont R. CUDWORTH (True intell. syst. I, 5). Nach W. KING ist das Übel ein Relatives. Die Unvollkommenheit der Dinge ist notwendig, kein Endliches kann die Vollkommenheit Gottes haben. Die physischen Übel tragen zur Energie des Lebens bei, die moralischen beruhen auf der Willensfreiheit (De origine mali, 1702). Nach JOHN CLARKE liegt das Schlechte in den Schranken unserer Erkenntnis (An Inquir. into the causes and origin of Evil, 1720). Theodiceen geben auch W. DERHAM (Physico-Theology, 1713), JOHN RAY (Three physico-theological discourses, 1721) u. a. Nach PRIESTLEY sind alle scheinbaren Übel in Gott gut (Of philos. necess. 1777, p. VIII). Ähnlich wie Leibniz lehrt ROBINET (De la nat. I, l). Schriften über Theodicee zählen auf: BAUMEISTER (Historia de doctrina de optimo mundo, 1741), WOLFART (Controversiae de mundo optimo, 1745). - FEDER erklärt: »Keine Welt kann ohne Mängel und Einschränkung der einzelnen Teile und Kräfte sein. denn sie bestehet aus endlichen Substanzen. Dies nennt man das metaphysische Übel. Ohne dasselbe kann also keine Welt sein« (Log. u. Met. S. 377. vgl. SULZER, Verm. Schr. S. 323 ff. BILFINGER, De orig. mali. PESSING, Notw. d. Üb.. VILLAUME, Urspr. d. Üb.). PLATNER erklärt: »Das in der Welt zugelassene Übel entsteht teils aus den Unvollkommenheiten der geistigen und materiellen Wesen, teils aus den Verhältnissen und Einschränkungen, welche durch derselben Verknüpfung entspringen« (Log. u. Met. § 519 f.). - Nach KANT ist Theodicee »die Verteidigung der höchsten Weisheit des Welturhebers gegen die Anblage, welche die Vernunft aus dem Zweckwidrigen in der Welt gegen jene erhebt« (WW. VI, 77).


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