CAMPANELLA bestimmt die Materie als (von Gott geschaffene) »secunda substantia«, »basis formarum, principium passivum compositionis rerum«, als »iners«, »invisibilis«, »nigra« (Real. philos. p. 6). »Materiam universalem, locum omnium formarum, sicuti spatium est locus omnium materiarum, molem esse corpoream intelligimus« (De sensu rer. II, 1; Physiol. I, 3). Die feinste Materie ist der Äther (l.c. I, 4). J. B. VAX HELMONT bestimmt die Materie als »fluorem genericum sive generativum«. Sie ist die Substanz jedes Dinges (Causae et init. rer. nat. p. 35 f.). Eine unbestimmte Materie gibt es nicht (l.c. p. 33). G. BRUNO faßt die Materie als Gestaltungsstoff auf. »Es gibt... eine Art Substrat, aus welchem, mit und in welchem die Natur ihre Wirksamkeit, ihre Arbeiten vollzieht und welches durch diese in so ziele Formen gebracht wird, als sich in der großen Verschiedenheit der Arten den Blicken des Betrachters darbieten« (De la causa III). Die Materie, das Formlose, die Potenz der Formen, ist das Bleibende in den Dingen, das nur begrifflich erkannt zu werden vermag. »Wie auch die Formen sich ins Unendliche vermannigfaltigen und eine auf die andere folgt, es bleibt doch immer eine und dieselbe Materie vorhanden.« »Es muß also immer eins und dasselbe sein, was an sich nicht Stein, nicht Erde, Leichnam, Mensch, Embryo, Blut oder etwas anderes ist, was aber, nachdem es Blut war, Embryo wird, indem es das Embryo-Sein annimmt. Nur die Formen wechseln, die Materie aber ist unvergänglich, fest, ewig, die wahrhaft seiende Substanz.« »Sie ist nicht eigentlich körperlich, denn sie hat alle Arten von Gestaltungen und körperlichen Richtungen, und weil sie alle hat, so hat sie keine von allen« (l.c. IV). Die Materie ist als Wirksamkeit göttlicher Natur (ib.). Das ist die Reaktion gegen die häufige Verachtung, Geringwertung der Materie bei den christlichen Philosophen des Mittelalters. R. FLUDD nimmt einen Urstoff, »universa massa«, welcher die Finsternis ist, an. Die Materie ist formlos, qualitätlos, hat die Möglichkeit zu allen Körpern in sich (Historia utriusque cosmi, C. 4, 6). Ähnlich OETINGER.
Nach GALILEI ist die Materie stets unverändert und dieselbe (Discorsi, Opp. III, p. 4). Sie besteht aus unausgedehnten Atomen (II Saggiatore, Opp. II, p. 342). Die Konstanz der Materie behauptet auch F. BACON: »Omnia mutari et nil vere interire, ac summam materiae prorsus eandem manere satis constat« (Opuscul. philos., Works V, p. 82). Nach HOBBES ist die Materie nichts als »corpus generaliter sumptum« (De corp. C. 8, 24), d.h. der Körper bloß hinsichtlich seiner Größe und Ausdehnung und der Fähigkeit, Form und Akzidentien anzunehmen, betrachtet (ib.). DESCARTES scheidet schroff die Materie als besondere Substanz (s. d.) vom Geiste. Sie hat keine inneren Kräfte, ist nichts als »res extensa«, mit der Eigenschaft der Bewegung (s. d.), rein passiv, sie ist erfüllter Raum. Die Ausdehnung konstituiert die Natur der »substantia corporea« (Princ. philos. I, 63). »Quod agentes, percipiemus naturam materiae, sive corporis in universum spectati, non consistere in eo quod sit res dura, vel ponderosa, vel colorata, vel alio aliquo modo sensus afficiens; sed tantum in eo, quod sit extensa in longum, latum et profundum« (l.c. 11, 4). Eine und dieselbe Materie liegt dem Himmel und der Erde zugrunde (l.c. II, 22). »Materia itaque in toto universo una et eadem existit; utpote quae omnis per hoc unum tantum agnoscitur, quod sit extensa. Omnesque proprietates, quas in ea clare percipimus, ad hoc unum reducuntur quad sit partibilis et mobilis secundum partes; et proinde capax illarum omnium affectionum, quas ex eius partium motu sequi posse principimus. Partitio enim, quae sit sola cogitatione, nihil mutat; sed omnis materiae variatio, sive omnium eius formarum diversitas, pendet a motu« (l.c. II, 23). Auch SPINOZA bestimmt die Materie durch das Prädikat der Ausdehnung. sie ist nicht Substanz, sondern Attribut (s. d.) der einen Substanz (s. d.). MALEBRANCHE setzt »matière« und »l'étendue« gleich.
Die Materie hat zwei Eigenschaften: »celle de recevoir différentes figures« und »la capacité d'être mue« (Rech. I, 1). »La matière est toute sans action« (ib.). GASSENDI erklärt: »Quia imprimis sensu manifestum est, in rerum natura multa fieri et multa quoque interiere: ideo mente tenendum est, opus ad hoc esse materia, ex qua res gignantur, in quam resolvantur« (Philos. Epic. synt. II, sct. I, 4). Die Materie besteht aus Atomen (l.c. II, sct. I, 5 squ.). Nach NEWTON besteht die Materie aus harten, undurchdringlichen, beweglichen Teilchen (Opt. qu. 31, p. 325). Nach J. BOSCOVICH sind die »primae materiae elementa« »puncta penitus inextensa et indivisibilia, a se invicem aliquo intervallo disiuncta« (Theor. philos. 1763, p. 41). Vgl. Atomistik.