Amor


Wißt Ihr denn nicht, irregeleitete Gänse,

daß Ihr nichts seid und nur Das seid, was Ihr in uns mysteriös entzündet?!

Ein Licht, das allerdings von Euch ausgeht und eueren Prächten;

jedoch in uns erst leuchtete es und wärmte.

Deshalb, gleichsam aus innerer unbewußter Rache,

ist Euch Der so häufig direkt unsympathisch, lästig, beschwerlich, also unangenehm,

der mit seinem romantischen Idealismus, seiner zärtlich-kindlichen Anhänglichkeit an Euch, seinen begeisterten oder sogar tränen-schimmernden Augen, mit seinen Liebesbriefen, seinen gereimten Hymnen, Liebe-Triebe,

sich selbst eigentlich und seine zarte Seele nur bereichert,

während Ihr, liebliche Gänse, bedenklich werdet, ob Ihr es denn auch irgendwie verdient?!

Freilich, wenn Ihr Euch als lebendig gewordenes nacktes Kunstwerk der Natur empfinden könnt, dann begreift Ihr vielleicht des Mannes Seelenzustand!

Aber bald kommt der Gedanke: »Wir sind nicht Karrara-Marmor, der ewig schimmert unter Dach und Fach, wir können also doch nicht konkurrieren!«


 © textlog.de 2004 • 04.10.2024 10:28:32 •
Seite zuletzt aktualisiert: 29.10.2007 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  Mein Lebensabend