Ironie

Ironie (eirôn, Spötter; eirôneia, ARISTOTELES, Eth. Nic. II 7, 1108a 22): Verstellung, spöttische Behauptung eines Etwas, dessen Gegenteil als wahr gemeint ist. Zum Zwecke der Aufzeigung der Unsinnigkeit von gegnerischen Behauptungen stellt sich SOKRATES in der Unterredung mit anderen als unwissend, aber als vom Wissen des andern überzeugt (Sokratische Ironie, vgl. Xenoph., Memorab. I, 3, 8). »Socrates autem de se ipso detrahens in disputatione plus tribuebat iis, quos volebat refellere. Ita cum aliud diceret atque sentiret, libenter uti solitus est ea dissimilatione, quom Graeci eirôneian vocant« (CICERO, Acad. II, 15). Nach THOMAS ist »ironia« das Benehmen, »per quam aliquis de se fingit minora« (Sum. th. II. II, 113, 1 ob. 1). Nach PAULSEN ist Ironie »der innere Habitus des Denkens und der Rede, der da entsteht, wo ein in Wahrheit Überlegener sich vor der scheinbaren und angenommenen Überlegenheit der Umgebung die Stellung des minderen Mannes gibt oder vielmehr diese ihm von der Umgebung zugewiesene Stellung annimmt und nun aus ihr heraus redet und handelt« (H., Sch., M. S. 23,). - Romantische Ironie ist das freie Schweben über allem, das sich Hinweg-setzen-können über alles sonst Gewertete, auch über das eigene Ich, die Stimmung, »welche alles übersieht, sich über alles Bedingte unendlich erhebt, auch über eigene Kunst, Tugend oder Genialität« (FR. SCHLEGEL in Reichardts »Lyceum d. freien Künste«, vgl. HAYM, Die romant. Schule 1870, S. 758 ff.). Die Schrankenlosigkeit des Ich, das geniale Spielen mit allem kommt so zum Ausdruck. Der Ironiebegriff, metaphysisch gefaßt, auch bei SOLGER. Nach HILLEBRAND stellt die Ironie »den Ernst der unendlichen Beziehung des Endlichen in der Nichtigkeit des absolut Endlichen, also im Scheinwirklichen« dar (Philos. d. Geist. I, 347). Vgl. VISCHER, Ästhet. § 202; SCHASLER, Das Reich der Ironie 1879.


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