Ethik (êthikê ethica, philosophia moralis bei SENECA, philosophia practica, moral philosophy, »Sittenlehre« zuerst bei MOSHEIM) heißt die Wissenschaft vom Sittlichen, d.h. vom sittlichen Wollen und Handeln. Sie bestimmt analytisch den Begriff des Sittlichen (s. d.) als solchen, fragt nach dem Wesen und dem Werte der Sittlichkeitstatsachen, deren Entwicklung genetisch verfolgt wird. Aus dem ethischen Befunde gewinnt die Ethik allgemeine Normen (s. d.), die befolgt werden müssen, soll ein Handeln das Prädikat »sittlich gut« verdienen; der normative Charakter der Ethik hebt sie über die (Sozial-)Psychologie des Sittlichen, auf die sie sich gründet, hinaus. Die Ethik fragt 1) nach dem Ursprung des Sittlichen. Je nach der Antwort unterscheidet man heteronomistische (theologische, politische) und autonomistische (s.d.) Moral; ethischen Apriorismus (Intuitionismus, s. d.), Empirismus, Evolutionismus (s. d.). Die Ethik fragt 2) nach der Art der Motive des sittlichen Handelns. Danach gibt es Reflexions-(Verstandes-, Vernunft-) und Gefühls-Moral. Ferner fragt die Ethik nach dem Objekt des sittlichen Handelns. Da sind Individualismus (Egoismus, Altruismus) und Universalismus zu unterscheiden. Endlich fragt man nach dem Zwecke des Handelns und unterscheidet Eudämonismus (Hedonismus, Utilitarismus), Perfektionismus, Evolutionismus, Rigorismus. Nach der Methode und der Aufgabe der Ethik sind spekulative und empirische, metaphysische und positive, descriptive und explikative, normative und darstellende Ethik zu unterscheiden. Einer Gruppe angehörende Richtungen verbinden sich mit solchen anderer Gruppen (vgl. KÜLPE, Einleit. in d. Philos.2, S. 227 ff.). Nach dem Objekt der Beurteilung lassen sich Gesinnungs-(Absichts-) und Erfolgsmoral unterscheiden. - Die Individualethik ist von der Sozialethik (s. d.) zu unterscheiden.
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