Aphasie

Aphasie (Nicht-Sagen, Sprachlosigkeit): 1) Bei den Skeptikern: die Enthaltung (epochê) von allen positiven, bestimmten Aussagen über das Wesen der Dinge, da dieses nicht erkennbar sei. Nur ein »es scheint so«, (nicht »es ist so«) läßt sich sagen (Sext. Emp. adv. Math. I, 12, 13). - 2) In der Psychopathologie: eine zentral bedingte Störung der Sprachfähigkeit bei Unversehrtheit des Artikulationsmechanismus (vgl. STEINTHAL, Einl. in d. Psych. S. 455). Bei der amnestischen (sensorischen) Aphasie geht die Erinnerung an die Bezeichnung der Worte verloren. »Die Sprache an sich ist ungestört, die Kranken sprechen fließend nach; nur die Worte für die einzelnen Dinge fallen ihnen nicht ein, die Muttersprache erscheint wie ein fremdes Idiom, das man schlecht beherrscht«. Die ataktische (oder Innervations-, motorische) Aphasie (= Aphemie) besteht in einer Beeinträchtigung der Funktion der Wortbildung als solcher. Bei der Worttaubheit (»surditas verbalis«, 1877 von KUSSMAUL so genannt) versteht der Kranke nicht, was gesprochen wird (HELLPACH, Grenzwiss. d. Psych. S. 249; JODL, Lehrbuch der Psych. S. 473; WUNDT, Gr. d. Psych.5, S. 245). PREYER zählt auf: 1) kortikale sensorische (zentrosensorische) Dysphasie und Aphasie (= Paraphasie), 2) interzentrale Leitungsdysphasie und Aphasie 1., 2., 3. Ordnung, 3) zentromotorische Dysphasie und Aphasie (Spr. d. Kind. S. 264 ff.). Alalie heißt das gänzliche Unvermögen, zu artikulieren (l.c. S 278). Dysarthrie, Anarthrie ist die Unmöglichkeit des Verstehens von Gesprochenem (l.c. S. 265). Vgl. KUSSMAUL (Stör. d. Sprache 1885).


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