Empfindung - Condillac, Leibniz


Die Passivität der Empfindung betont CONDILLAC, der sensualistisch (s. d.) das ganze Bewußtsein auf Empfindungen zurückführt. Die Seele ist »passive au moment qu'elle éprouve une sensation, parceque la cause qui la produit est hors d'elle« (Trait. d. sens. I, ch. 2, § 11). Die Seele selbst empfindet mittelst der Sinne, »c'est l'âme seule qui sent à l'occasion des organes« (l.c. Extr. rais.). HELVETIUS betrachtet das Empfinden als ein ursprüngliches Seelenvermögen (De l'espr. I, ch. 1). HOLBACH bestimmt die Empfindung als eine Gehirnerregung. »Ce sentiment est une façon d'être ou un changement marqué produit dans notre cerveau à l'occasion des impulsions que nos organes reçoivent« (Syst. de la nat. I, ch. 8, p. 107). »'Toute sensation n'est... qu'une secousse donnée à nos organes« (l.c. p. 108). ROBINET erklärt: »La sensation, dans les fibres sensitives, est l'impression reçue des objets extérieur: dans l'âme, c'est ce qu'elle sent par l'impression faite sur l'organe« (De la nat. I, p. 280). Nach LEIBNIZ ist die Empfindung (sensio) eine verworrene Verstellung (Monadol. 13 f., 25), ein innerer Zustand der Seele, dem ein objektives Geschehen entspricht. »Les âmes sentent ce qui se passe hors d'elles par ce qui se passe en elles, répondant aux choses de dehors« (Erdm. p. 733 b). Die Empfindung ist die Darstellung des Zusammengesetzten im Einfachen. So auch CHR. WOLF (Psychol. rat. § 83; Vern. Ged. I, § 749). Die Empfindungen entstehen durch »ideae materiales« (s. d.). »Die Gedanken, welche den Grund in den Veränderungen an den Gliedmaßen unseres Leibes haben und von den körperlichen Dingen außer uns veranlaßt werden, pflegen wir Empfindungen und das Vermögen zu empfinden die Sinnen.... zu nennen« (Vern. Ged. I, § 220). »Empfinden« setzt WOLF für »percipere«. »Ich sage aber, daß wir etwas empfinden, wenn wir uns desselben als uns gegenwärtig bewußt sind. So empfinden wir den Schmerz, den Schall, das Licht und unsere eigenen Gedanken.« Die »Empfindungen« sind »Gedanken von uns gegenwärtigen Dingen« (Vern. Ged. von d. Kr. d. m. Verst.9, S. 11). Nach BAUMGARTEN ist die Empfindung eine »repraesentatio non distincta sensitiva«, » repraesentatio status mei praesentis« (Met. § 521, 531). BILFINGER erklärt: »Repraesentationes rerum a mente distinctarum eae, quibus hae res videntur in certis corporis organis mutationes aliquas producere, dicuntur sensationes« (Diluc. § 246). CRUSIUS bemerkt: »Wir nehmen in uns Gedanken wahr. In einigen derselben sind wir bei wachendem Zustande genötiget, Dinge unmittelbar uns als wirklich und gegenwärtig vorzustellen, und dieser Zustand heißt Empfindung« (Vernunftwahrh. § 426). RÜDIGER versteht unter »sensio« besonders die Wahrnehmung der Erregungen des eigenen Leibes. Bei MENDELSSOHN bedeutet Empfindung auch das Gefühl (s. d.), bei ABBT wird es für »sensation« (»Empfindnis« für »sentiment«) gebraucht, auch bei EBERHARD und TIEDEMANN (vgl. DESSOIR, Gesch. d. neuer. Psychol. I2, S. 353). Bei TETENS bekommt der Terminus »Empfindung« seine Ausprägung im Unterschiede vom Gefühle als »Empfindnis« (Philos. Vers. I, 13). Empfindung ist, »was wir nicht sowohl für eine Beschaffenheit von uns selbst ansehen, als vielmehr für eine Abbildung eines Objekts, das wir dadurch zu empfinden glauben« (l.c. I, 214). In der Empfindung entsteht »eine Veränderung unseres Zustandes, eine neue Modifikation der Seele«, »die gefühlte Veränderung ist die Empfindung« (l.c. S. 166). Es gibt »äußere«, auch »innere« Empfindungen (l.c. S. 29). PLATNER bestimmt die Empfindungen als »Vorstellungen von den Beziehungen der Sache auf den selbsteigenen Zustand« (Phil. Aphor. I, § 67), als die »bewußten Ideen der Sinnen..., insofern sie verbunden sind mit einem Bewußtsein des gegenwärtigen Zustandes« (l.c. II, § 32). »Empfindnisse« sind die »bewußten Ideen der Phantasie..., insofern sie verbunden sind mit dem Bewußtsein des gegenwärtigen Zustandes« (l.c. § 33). Die Empfindung ist eine »undeutliche Idee« (l.c. § 37). M. HERZ erklärt: »Vorstellung von dem Widerstand haben, welcher der Lebenskraft entgegengesetzt wird, heißt empfinden« (Briefe, 2. Samml. 1784, S. 280).  


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