2. Entscheidung über Art und Weise der Darlegung und Wahl des Mitunterredners


Sokrates: [217c] Also, o Fremdling, bescheide uns ja nicht abschlägig, indem wir eben die erste Gunst von dir erbitten! Sondern nur dies sage uns zuvor, ob du gewohnt bist, lieber für dich allein in fortlaufender Rede sprechend dasjenige durchzuführen, was du jemandem darstellen willst, oder in Fragen; welcher Art und Weise ich einst den Parmenides sich bedienen und treffliche Sachen durchführen hörte in meinem Beisein, da ich noch ein junger Mensch, er aber schon ziemlich bei Jahren war.

Fremder: [d] Mit einem, o Sokrates, der ohne Verdruß und lenksam mitzusprechen weiß, lieber leichter so gesprächsweise; wenn aber das nicht, dann allein.

Sokrates: Demnach nun steht dir frei, von den Anwesenden welchen du willst auszuwählen; denn alle werden dir willig folgen. Nimmst du aber meinen Rat an, so wirst du einen von den Jünglingen wählen, etwa hier den Theaitetos, oder welcher von den andern nach deinem Sinne sein mag.

Fremder: O Sokrates, eine gewisse Scham ergreift mich doch, dass ich, jetzt zum ersten Male unter euch, nicht kurzes Gespräch Wort um Wort mit euch führen soll, [e] sondern mich ausbreitend eine zusammenhängende Rede durchführen, geschehe es nun allein oder mit einem andern, als ob ich mich vor euch zeigen wollte. Denn das Aufgegebene ist in der Tat nicht so kurz, als einer, wenn es so gefragt ist, erwarten könnte; sondern es bedarf einer gar langen Auseinandersetzung. Auf der andern Seite aber dir und diesen nicht gefällig zu sein, zumal nach dem, was du gesagt, scheint mir ungastlich zu sein und ungesittet. [218a] Denn dass Theaitetos der Gesprächsgenosse sei, ist mir auf alle Weise genehm, sowohl infolge dessen, was ich schon selbst vorher mit ihm gesprochen habe, als auch, weil du ihn jetzt dazu empfiehlst.

Theaitetos: Wirst du so aber auch, wie Sokrates sagte, allen gefällig sein, o Fremdling?

Fremder: Hierüber scheint nichts mehr zu sagen nötig, Theaitetos, und an dich soll von nun an, wie es scheint, meine Rede ergehen. Wenn es dich aber auf die Länge anstrengt und dir beschwerlich wird, so gib die Schuld davon nicht mir, sondern diesen deinen Freunden!

Theaitetos: [b] Ich hoffe ja, dass ich jetzt gerade nicht so ermüden werde. Sollte mir aber dergleichen begegnen, so wollen wir auch diesen Sokrates dazunehmen, der dem Sokrates dem Namen, mir dem Alter nach gleich ist und mein Übungsgenosse und dem daher mancherlei mühsam mit mir zu bestehen nicht ungewohnt ist.


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